Montag, 2. November 2009

Klara nahm Danielas Hand und drückte sie.
"Komm', gehen wir spazieren. Die frische Luft wird uns allen guttun!"
Sie bezahlte den Kaffee, den sie getrunken hatte und nickte der jungen Mutter zu, sie solle den Kinderwagen fahren.
So verliessen sie das Lokal und gingen einen Weg, der in einen Waldweg mündete.
Die kleine Martina schlief noch immer.
Die weite Reise hatte sie strapaziert und die vielen neuen Eindrücke.
Daniela blieb kurz stehen.
"Ich habe, ganz heimlich, Martina ein Jäckchen gestrickt," sprach sie und zog lächelnd aus ihrer Umhängetasche ein rosa Wolljäckchen.
Klara nahm es entgegen und meinte lobend:"Das hast du so schön getrickt, Danni, es wird der Kleinen gut passen. Wenn sie aufgewacht ist, probieren wir es ihr an, ja?"
Als wäre das ihr Stichwort, öffnete Martina die Augen.
Fasziniert sah Daniela, daß ihre Tochter tatsächlich ihre AUgen hatte.
Martina rieb sich die Äuglein und gähnte. Als sie Klara sah, lächelte sie.
Diese nahm sie aus dem Wagen und hielt sie kurz am Arm, bis die Kleine ihre Schlaftrunkenheit überwunden hatte.
Daniela sprach sie leise an und als ob sie es ahne, daß das ihre Mama war, lächelte Martina sie nun auch an. Danni hob die Arme und fragte:"Kommst du mal zu mir, Marti? Ja?"
Klara übergab das Baby seiner Mutter und sie gingen noch ein paar Schritte, da kamen sie zu einer Holzbank und setzten sich nieder.
Die junge Mutter hatte nur Augen für ihr Kind.
Klara zog ihr das alte Jäckchen aus und das Neue an.
"Schau, wie lieb es ihr paßt, Danni!"
"Ja, ich bin so froh. Ich wußte ja nicht, wie groß sie schon ist."
Die Kleine patschte mit ihren Händchen in ihrem Gesicht herum und lachte.

"Ich muß dir eine Neuigkeit erzählen, Daniela, und ich denke, daß sie sich freuen wird."
"Ja, Klara?" War ein bißchen schwierig zu sprechen, denn Martina versuchte, ihre Finger in Dannis Mund zu stecken.
"Stefan hat mich gestern, kurz vor meiner Abfahrt, angerufen."
Sie sah, wie Danni zusammenzuckte.
"Stefan?" "Ja. er hat erzählt, daß er jetzt eine Beförderung bekam und dementsprechend mehr verdiene.
In letzter Zeit hat er sich sehr in die Arbeit gekniet, war fast nicht mehr zu Hause. Wohl hat er sich damit von seinem Schmerz abgelenkt. Der Chef war sehr zufrieden mit ihm. Nun hat Stefan mich gebeten, mit Martina fix nach Wien zu ziehen, in seine Wohnung, die ja groß genug ist, wie du weißt."
Daniela Martell nickte. Sie mußte diese Neuigkeit erst verarbeiten.
"Das bedeutet, ich könnte Martina und dich nun öfters sehen?"
"Eigentlich ja, Danni. Aber, Kind, du mußt dir schon bewußt sein, daß ich Stefan belügen muß.
Und du den Baron." Die beiden Frauen sahen sich an und kamen sich wie Verschwörerinnen vor.
"Aber wenn die Umstände es nicht anders zulassen.....,"gab Daniela zu bedenken.
"Ich weiß gar nicht, mein Kind, was ich von der ganzen Sache halten soll. Ich bekomme das nicht aus meinem Kopf. Können deine Eltern wirklich Stefans Karriere und sein Berufsleben zerstören? Haben sie wirklich soviel Kompetenz, soviel Verbindungen?"
Die junge Frau nickte und lächelte bitter.
"Ja, Klara, das haben sie.Und sie würden aus Rache, daß ich ihren Ruf und ihren Namen beschmutze, zu diesem Mittel greifen, ganz sicher. Dafür würde schon meine Mutter sorgen. Außerdem haben sie angedroht, Stefan vor Gericht zu bringen. Wegen Verführung Minderjähriger.....und dich," sie hutschte ihre Kleine auf den Knien,"dich, meine Martina, wollen sie ins Heim stecken. Sie tolerieren JETZT, daß du für sie sorgst. Aber in dem anderen Fall würden sie von ihrer Vormundschaft über mich und damit auch über die Kleine sicher Gebrauch machen. SIe haben mir ja angedroht, Martina ins Heim zu stecken."
Bei dem Gedanken fing sie zu weinen an.
Das süße Baby guckte ihre Mama ganz groß an und Klara reichte ihr ein Taschentuch und streichelte sie voll Mitgefühl.
"Sowas Absurdes,"murmelte sie kopfschüttelnd.
"Ja, das ist es, und ich muß es ausbaden," schluchzte Daniela.
"Wie ist er denn so, der Baron, zu dir?"
"Nun, an und für sich weiß er sich zu benehmen, sagt, daß er in mich verliebt ist. Aber hie und da geht mit ihm die Leidenschaft durch und das macht mir Angst vor einem Zusammenleben, vor einer Heirat, vor den ehelichen Pflichten, die damit verbunden sind. Angst, immerzu nur an Stefan denken zu müssen. Angst, diesen ewigen Lügen und diesem Druck, nicht mit dem Mann zusammensein zu können, den ich wirklich liebe, standhalten zu können."
"Wie stellst du dir das dann vor, das Zusammenleben?"
"Klara, ich weiß es nicht. AUgen zu und durch, quasi. Vielleicht lerne ich Eugen zu lieben, zu achten. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe mir das ja nicht ausgesucht."
"Ja, da hast du schon recht, Kleines."
Klara saß gedankenverloren neben der jungen Frau.
Sie faßte das alles einfach nicht.
"Ja...und wie machen wir beide das nun?"
"Klara, auch ich kann dich unterstützen, finanziell. Wenn ich schon sonst nichts habe, aber ich habe genug Geld, welches ich monatlich von meinen Eltern erhalte. Das reicht für zwei, drei Personen."
"Das habe ich jetzt gar nicht gemeint,"erwiderte Klara etwas beleidigt und schüttelte wiederum ihren Kopf.
Daniela nahm ihre Hand und drückte sie.
"Klara, du darfst nicht eingeschnappt sein. Ich will ja nur das Beste für Marti und dich. Es soll euch an nichts mangeln." "Danke, Daniela, vielleicht komme ich mal darauf zurück, aber du mußt bedenken, ich müßte das wiederum Stefan erklären." Die junge Mutter nickte.
"Paß auf, verbleiben wir so. Du rufst mich nächste Woche an, dann werde ich schon Bescheid wissen, wann ich nach Wien ziehe mit der Kleinen. Ich muß ja in München erst alles dicht machen, bis es soweit ist."
"Ja, so machen wir das, Klara, ich danke dir sosehr für alles, was du für uns tust."
"Weißt du, Daniela, Stefan und du und auch Martina, ihr seid meine Familie. Meine Kinder. Und ich tue das gerne für euch. Und noch etwas. Seit ich zu eurem Leben gehöre, fühle ich mich nicht mehr einsam, habe ich eine Aufgabe, die mich sehr erfüllt. Wenn auch die Begleitumstände sehr traurige sind."
Martina war in Danielas Armen wieder eingeschlafen.
Selig sah sie auf ihr schlafendes Baby.
Ihr Kind. Stefan und ihr Kind, ein Teil von dem Mann, den sie sosehr liebte.
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Fortsetzung folgt

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