Dienstag, 3. November 2009


Etwa eine Stunde später verließ Stefan das Etablissement.
Leichter Nieselregen hatte eingesetzt.
Er stellte seinen Jackenkragen hoch.
Es war schon relativ still geworden in der Großstadt.
Nur mehr einzelne Nachtbummler begegneten ihm oder es torkelten Betrunkene an ihm vorbei.
Lallten einen Gruß und taumelten weiter.....

Er sah dies alles nicht, nicht die Leuchtreklamen und nicht die vielen schönen Auslagen.
Der Alltag hatte ihn wieder, die Gedanken überfielen ihn ebenfalls.
Stefan blieb kurz stehen und schloß die Augen.
Spürte den Regen in seinem Gesicht, an seinen Lidern und es kam ihm vor, als wären es all die ungeweinten Tränen, die sich in seinem Herzen angesammelt hatten.

'Was hat mir das jetzt gebracht? Zugegeben, die eine Stunde Sex haben mich körperlich befriedigt.
Linda kennt die Geheimnisse der Sexspielchen nur zu gut und weiß, was sie tut.
Sie hofft, mich wiederzusehen....naja, vielleicht einmal.
Aber im Grunde fühle ich mich irgendwie schmutzig.
Und Daniela...Daniela werde ich auf diese Weise auch niemals vergessen.....'
Er atmete kurz tief durch, öffnete die Augen und beeilte sich, nach Hause zu kommen.

Er hatte nur mehr eine Hoffnung, ein Ziel: Martina.
Sie würde ihn ablenken, sie war seine Lebensaufgabe, für sie wollte er da sein.
Wenn sie nur schon in Wien bei ihm wäre...zumindest die EInsamkeit würde dann vorbei sein.....
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Wie konnte er ahnen, daß Martina auch ihrer Mutter Kraft gab.
So war die Tochter noch immer die Verbindung zwischen ihnen, wenn sie es auch nicht wußten.



Der Tag der Hochzeit näherte sich.
Daniela hatte sich durchgesetzt, es gab nur eine standesamtliche Trauung.
Eugen verstand das zwar nicht, aber schließlich beugte er sich ihrem Wunsche.

Die Vorbereitungen waren voll im Gange.
Daniela versuchte sich, damit abzulenken.
Gästelisten, Blumenschmuck, Menü festlegen, alles, alles, was dazu gehörte.

Auch hatte sie mit Klara telefoniert und erfahren, daß diese mit Martina kurz vor der Hochzeit
nach Wien ziehen würde.
EInmal sah sie ihre Kleine noch vor dem großen Tag, der ihr Leben verändern würde.
Dabei erzählte ihr Klara, wie froh Stefan war, sie beide bei sich zu haben.
Daß er so einsam war, so allein, bevor sie kamen.
Daß er jetzt nur mehr für sein Kind lebte.

Daniela hatte Martina im Arm gehalten, ihr Gesicht verborgen auf der kleinen Brust ihres Kindes, während Marti ihre Haare zerzupfte.
Sie hatte den feinen Babygeruch eingeatmet, den kleinen Körper gestreichelt und an den Mann gedacht,
den sie immer lieben würde und dem sie hatte so weh tun müssen.
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Das lange Spitzenkleid aus feinen weißen Brüsseler Spitzen umschmeichelte die hübsche Figur.
Ärmellos, darüber ein Bolerojäckchen aus dem selben Material, angesteckt eine wunderschöne weiße Rose.
Die dunklen langen Locken aufgesteckt zu einer kunstvollen Frisur.
Ein kleiner weißer Hut saß darauf und um ihn ein zarter kurzer Schleier.
Die Füße in weißen Lederpumps.
Leicht geschminkt, rosaroten Lippenstift an den Lippen.
Die langen Wimpern brauchten keine Tusche, sie umschmeichelten auch so die großen trauigen Augen.

Daniela besah sich im Spiegel wie eine Fremde.
War sie das wirklich?
Oder träumte sie gerade einen zweifellos schlechten Traum?
Es war ihr, als stünde sie neben sich, als sehe sie sich selber zu.
Wie sie gerade nervös an dem Kleid herumstrich.
Wie ihr Blick abwesend war und um ihren Mund ein kleines melancholischschweres Lächeln.
Und das Gesicht im Spiegel....so blaß....das war ihres?

Es klopfte an die Türe.
Sie wußte, das war ihr Bräutigam.

Der Mann, der sie gerne zur Frau nahm, der Mann, den sie freiwillig niemals
geheiratet hätte. Nicht mit dieser Liebe im Herzen.
Nicht mit dieser Lüge auf ihren Lippen.

Was nun kommen würde, das erschreckte und belastete sie sehr.
Das Zeremoniell, der Schwur, das Bewußtsein, nun ganz und gar seine Frau zu werden.

"Herein," rief sie widerwillig.
Eugen erschien und er sah sehr gut aus und wußte das auch.
Ein strahlendes siegessicheres Lächeln, ein Cut, ihm auf den Leib geschneidert, schwarze Lackschuhe und auch eine weiße Ansteckrose.
Im Arm hatte er ein Bouquet dunkelroter langstieliger Rosen, das er ihr mit einem Handkuß überreichte.
Wohlwollend, voller Stolz glitt sein Blick über die Gestalt seiner Braut.
WIe hübsch sie doch war.
"Komm', meine Schöne, unsere Gäste, deine Eltern und meine Tante...alle warten auf die schöne Braut!"
Er reichte ihr seinen Arm und unter dem Beifall der anwesenden prominenten Gästeschar
schritten sie die Treppe hinab.

In einem der vielen Säle vom Schloß wartete der Standesbeamte und nahm die Trauung vor.
Daniela war froh, daß sie nicht in der Kirche lügen und dort auch heiraten mußte.
Da war sie Eugen sehr dankbar.

Insgeheim hatte sie die irre Hoffnung, Stefan käme und rette und entführe sie.
Aber es half nichts, da mußte sie jetzt durch.
Ihre Eltern sahen voll Genugtuung auf die Tochter.

Dann kam der bewußte Kuß.....
Und sie mußte gehorchen und ihn erwidern.
Und ein bißchen die glückliche Braut spielen.

Die Pressefotografen blitzten, was das Zeug hielt.
Und sie wußte, daß auch Stefan diese Zeitungsfotos sehen würde.

Viele, viele Hände mußte sie drücken, die Tafel mit den Geschenke bestaunen.
Später dann dinnieren.
Und dann tanzen.

Irgendwann nahm Eugen sie an der Hand und führte sie nach draußen.
Zu ihrer Überraschung stand vor dem Schloß eine offene weißlackierte Kutsche, beleuchtet von den Kandelabern.

"Komm' Geliebte, ich habe eine Überraschung für dich!" rief er und nahm die sich Wehrende auf den Arm.
"Hoch, hurra, es lebe das Brautpaar!"
Viele Gäste waren ihnen nachgekommen.
Und bejubelten die kleine Szene.
Eugen trug seine leichte schöne Frau die Empore hinunter und hob sie in das Gefährt.
Stieg ihr nach, schloß die kleine Türe hinter sich.
"Ja, aber, Eugen, wohin...."
"Lass' dich überraschen, meine kleine Frau!"
Sie sah, daß Koffer gepackt waren und diese in einer zweiten Kutsche verstaut wurden.

"Komm', winken wir unseren Gästen noch einmal zu!"
Sie tat, wie ihr geheißen und winkte und Tränen liefen ihr urplötzlich aus den Augen.
Alle dachten, Tränen des Glücks.
Nur sie wußte es besser.

Dann setzten sie sich nebeneinander auf die Bank, er legte den Arm um ihre Schultern und die Fahrt mit den zwei weißen Rössern ging los.
Man brachte sie zur Ortsmitte, von da ging es mit der Limousine von Eugen von Sanders weiter Richtung Flughafen.
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Ein Privatflugzeug landete auf dem riesigen Flughafengelände, diesem entstiegen Eugen und Daniela von Sanders.
Sie fuhren zu einem feudalen Hotel, in dessen goldbestückter glänzender Halle ihnen der Empfangschef beflissen
entgegen eilte und dabei rief:" Eine Suite für Herrn Baron von Sanders und seine werte Gemahlin!! Ich begrüße sie auf das Herzlichste und fühle mich dabei sehr geehrt!"
Er verbeugte sich vor dem Paar und beauftrage dem Pagen, das Gepäck in die dessen Räumlichkeiten zu bringen.

Wenig später stand Daniela an der Brüstung der Terrasse, welche zu der Suite gehörte.
Ihr Blick schweifte über das nahe Meer, daß sie roch und dessen Wellenrauschen sie hörte.
Suchte irgendwo am Horizont einen Punkt, von dem sie dachte: 'Dort, dort hinten, irgendwo muß mein Wien sein...und Stefan.'

Was hatte sie doch Angst vor den Händen ihres nunmehrigen Mannes und seinen aufdringlichen Zärtlichkeiten, denen sie ab nun für immer ausgesetzt sein würde.
Wußte ja nicht, was da auf sie zukommen würde.

Sie merkte, daß er leise hinter sie trat.
Sein Tabakgeruch umwehte sie.
Es war ein sehr männlicher Geruch.

"Daniela, Geliebte," flüsterte Eugen und sie spürte seine sehnigen Hände auf ihren Hüften.
Leicht erschauernd ließ sie es geschehen.
"Endlich.....,"seine dunkle sonore Stimme erstarb und mit ihr der angefangene Satz.
Er drehte sie zu sich um und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne, die ihr der laue WInd ins Gesicht geblasen hatte, aus der Stirn.

"Kleine Geliebte, du, solange hast du mich auf diesen Augenblick warten lassen!"
Und öffnete den Reißverschluß ihres Kleides und blickte ihr dabei tief in die Augen.
Nahm ihre Hände und küßte diese außen, dann innen, seine Küße gingen weiter ihre Arme hoch und er streifte ihr Kleid an ihren Schultern herunter.

Sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken.
Schloß die Augen.
Jetzt bloß nicht weinen.....und nicht nachdenken.....

Zu ihrem eigenen Erstaunen erfaßte sie nun eine leichte Erregung.
Auch ihr Körper verlangte nach Zärtlichkeit und vielleicht sogar Liebe, die sie sich von Eugen sehr erhoffte.

'Seine Hände...alles war anders als damals...in der Verlobungsnacht....nicht mehr denken..., nur fühlen....'
Einem Rausch gleich entglitten ihr ihre Gedanken....

Und er spürte, daß sie sich seinen Liebkosungen öffnete.
Lenkte sie ins Schlafzimmer zum großen Bett.

Wühlte durch ihr Haar, dessen Frisur sich schon längst aufgelöst hatte.
Küßte ihren Nacken und ihre Brust, zog ihr ihre zarten Dessous aus und ließ sich mit ihr
auf das große Himmelbett fallen und versank mit seiner jungen Frau in den Taumel grenzenloser Erregung und Leidenschaft.
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Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. das geht ans Herz...uiuiuiuiui...grad recht für mich, eine sehr gute Ablenkung vom Kranksein...


    lieb, Rachel

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