Sonntag, 1. November 2009

Ein neuer Tag brach an.
Daniela hatte sehr unruhig geschlafen. Wilde Träume quälten sie. Stefan, Eugen, Martina....ihre ELtern...alles gemischt und durcheinander.....
Deshalb wachte sie schon sehr zeitig auf.
Nun stand sie traurig und gedankenverloren an einem der hohen Fenster.
Ihr Gesicht legte sie an die Spitzenstores...sie dufteten frisch gewaschen...
'Wie soll das nur weitergehen, wie soll ich das durchstehen?'dachte sie voll Bangigkeit.
'Mein Leben...mein künftiges Leben...ohne die Menschen, die ich am meisten liebe...mein Kind und Stefan...Warum kann ich nicht selbst bestimmen, was ich will? Warum muß ich mich ...ja..verkaufen lassen. Nur, weil ich nicht volljährig bin....ach Stefan, ich liebe dich sosehr....'
Da rannen wieder Tränen über ihr Gesicht.
Der Gedanke an ihren zukünftigen Mann .....
'Eugen von Sanders, du hast versprochen, mir Zeit zu geben....warum hältst du dein Versprechen nicht? War es nur der Alkohol oder bist du ein so unverläßlicher Mensch? Wie soll ich dir glauben, daß du mich liebst.....'
Sie wischte sich die Tränen ab, zog ihren Morgenmantel an und schlich die Marmortreppe leise hinunter.
Im Foyer lag die Morgenzeitung.
Diese nahm sie sich mit in ihre Suite.
Sie schlug die Gazette auf...und erschrak.

Im Gesellschaftsteil stand in dicken fetten Lettern als Überschrift:
'Eugen Baron von Sanders, der millionenschwere Playboy und Adelige, hat sich verliebt und verlobt!

Schlechte Nachrichten für die Damenwelt:
Der Baron kommt unter die Haube!
Seine Braut heißt Daniela Martell, der Vater Eigentümer der berühmten Martell-Werke ist.
Man kann also zu dieser Verbindung gratulieren.
Die Hochzeit wird in einem Monat......stattfinden......'

Daniela ließ die Zeitung zu Boden fallen.
Sie schlang ihre Hände zusammen, faltete sie voll Nervosität.

'Meine Güte, wie haben die das so schnell erfahren...und...was wird sich Stefan denken, wenn er das lesen muß?
Er wird aus allen Wolken fallen!!!!!'

Sie ließ sich auf das Bett fallen.
Saß dort wie ein Häuflein Elend.
Jetzt, wo sie es schwarz auf weiß las, kam ihr der Umfang dieser Entscheidung wieder voll und ganz ins Bewußtsein.
Es war klar, ihr Leben würde ein ganz anderes sein.
Und war sie früher der Vogel im goldenen Käfig ihrer Eltern, so vertauschte sie nun diesen
gegen den ihres künftigen Ehemannes.
Und ihr Kind, ihre Martina.
Sie wußte, daß Stefan der Vormund der Kleinen war, so, wie es in dieser Zeit üblich war.
Und sie wußte, daß er sich um sie gut kümmern würde.
Aber, was würde er ihrem Kind über sie erzählen?
Daß sie ihre Liebe wegen Geld verraten hatte?

"Ach Stefan, Stefan...."stammelte sie.
Keiner konnte ihre Verzweiflung nachvollziehen.
Und niemanden konnte sie sich wirklich anvertrauen.
Sie fühlte sich unendlich alleine.

Da klopfte es an der Türe.
"Ja, bitte?"
Eugen von Sanders betrat den Salon.
Im Gegensatz zu seinem letzten Besuch wirkte er aber nun wie ausgewechselt.

Er ging zu Daniela, die noch immer auf ihrem Bett saß und plötzlich kniete er vor ihr nieder.
Nahm ihre zitternden Hände und küßte sie innen und außen.
"Bitte, verzeih mir, ich war in der Nacht nicht bei Sinnen. Ich habe mich so nach dir verzehrt, aber ich weiß, daß ich mich noch beherrschen muß. Auch wenn es keine Entschuldigung ist....aber der Alkohol hat mich völlig enthemmt. So habe ich auch mein Versprechen vergessen.Bitte, nimm meine Worte
als Entschuldigung an."
Er sah ihr bittend ins Gesicht.
Daniela wußte nicht, wie ihr geschah.
Heute so, morgen so....wer war Eugen wirklich?
"Ja, EUgen, ich verzeihe dir, aber vergessen kann ich das nicht...so schnell...das mußt du verstehen.
Du hast mich sehr erschreckt und auch enttäuscht!"
Er erhob sich und setzte sich neben sie, die unwillkürlich ein Stück wegrückte.
"Ich habe dein Vertrauen mißbraucht, ich weiß. Aber mehr als entschuldigen kann ich mich nicht."
 "Doch, Eugen, du mußt dich ändern, wenn wir beide gut miteinander auskommen sollen."
Er stand auf und zog sie auch hoch.
"Du wirst sehen, ich werde mich nach dir richten, Daniela. Ich habe mich wirklich sehr verliebt in dich."
Wieder nahm er ihre Hände.
"Verlieben allein reicht nicht aus, Eugen, du mußt mich auch als Mensch respektieren."
Er gab ihr einen Handkuß und zog sie dann vorsichtig zu sich heran.
Bemerkte ihr Zaudern und leichtes Sträuben, war aber froh, daß sie es erlaubte.
Sanft legte er ihren Kopf an seine Schulter und streichelte über ihr Haar.
"Ich werde mich bessern, du wirst sehen."

Da sah er die Zeitung am Boden liegen.
Hob sie auf, las, und ein Strahlen ging über sein Gesicht.
"Hast du gelesen, Daniela? Unsere Verlobung?"
"Ja, Eugen, habe ich."
"Freust du dich auch?"
Was sollte sie schon sagen.
"Ja, Eugen."
Doch ihr Blick war abwesend so wie ihre Gedanken.
Sie waren bei dem geliebten Mann und dem Schmerz, dem sie ihn nun zufügte.
Zufügen mußte.
Und der Endgültigkeit dieser Entscheidung.
Endgültig.
Hart und ihr Leben umfassend.
Schwer und schmerzlich.
Woher die Kraft nehmen, das alles durchzustehen?
Nur die Angst um Stefans Leben und ihre Liebe zu ihm waren die Antriebskraft,
sich in das Unvermeidliche, das ihre Eltern ihr aufdoktrierten, zu fügen und zu versuchen,
es durchzustehen.

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Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. Das war eine feine kurze Stunde, habe diesmal gleich alle gelesen, die ich noch nicht gelesen hatte...seufz...welch Herz- und Seelenschmerz, dazu diese Klaviermusik...schön;-)

    herzlich, Rachel

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