Samstag, 26. September 2009

München - eine Stadt mit Weltruf.
Danni öffnete eben verschlafen die Augen, als der Zug in den Hauptbahnhof einfuhr.
"Danni...wir sind da..he...kleine Schlafmütze!"
Zärtlich stubste Stefan sie an.
"Oh Stefan, hab' ich etwa schon wieder geschlafen?" fragte sie und und sah ihn schlaftrunken an.
"Genau das, mein Schatz!"
"Alles aussteigen, alles aussteigen!"rief der Schaffner.
Stefan mußte sich mal kurz strecken, denn er hatte sich Danni zuliebe nur selten bewegt, um sie nicht zu wecken.
Dann packte er rasch die Koffer und beide stiegen aus.
Als Wiener waren die beiden ja Großstadt gewohnt und so fanden sie sich bald zurecht und standen kurze Zeit später vor der Wohnungstüre von Frau Klara Moser.
"Stefan, glaubst du, daß sie uns gerne empfängt?"fragte Danni bang.
"Bestimmt. Ich konnte Tante Klara immer schon gut leiden. Sie hat ein gutes Herz, wie Mum es gehabt hat - sie war aber immer die Schönere von den beiden Schwestern, das muß ich zugeben."
Er läutete an und man hörte Schritte im Flur.
Als sich die Türe öffnete stand ihnen eine schlanke hübsche Frau von circa fünfundvierzig Jahren gegenüber.
Daniela fiel sogleich die frappante Ähnlichkeit mit Stefan auf.
"Stefan, hallo, grüß' dich, mein Junge!" rief Frau Moser erfreut und umarmte ihren Neffen.
War noch gar nicht lange her, daß sie sich bei dem traurigen Anlaß des Begräbnisses gesehen hatten.
Und dann wandte sie sich Danni zu. "Du bist also die große Liebe von unserem Stefan!? Grüß dich, Kind, du bist mir genauso willkommen wie er! Ich bin so froh, daß ich dich auch kennenlerne, Mädel!"
Auch Daniela wurde fest gedrückt und umarmt.
"Vorsicht,"mahnte Stefan mit erhobenen Zeigefinger lächelnd.
"Ach ja,"Klara nickte,"da müssen wir jetzt aufpassen auf dich, Danni!" Sie streichelte Dannis Arm mütterlich und meinte:"Aber kommt herein, Kinder. Wir wollen doch nicht hier am Gang übernachten,"schloß die Türe und wandte sich Stefan zu mit den Worten:"Stell' die Koffer in das Zimmer um die Ecke. Meine Bude ist nicht groß, aber ich hoffe, sie reicht für uns alle. Ihr habt doch sicher nichts dagegen, daß ihr ein Zimmer miteinander habt, hm?"Klara blickte schelmisch lächelnd von einem zum anderen.
Daniela wurde rot und Stefan feixte grinsend, mit einem Zwinkern zu Danni:"Im Notfall nicht, Tante!"
"Gemeinheit,"murmelte Daniela scheinböse und zog finster die Augenbrauen zusammen, stemmte die Fäuste in die Hüften.
"Das Kindchen soll dann bei euch schlafen, solange ihr da seid, und später wird ihm das Zimmer gehören...."
"Wir sind dir so dankbar, Tante Klara,"flüsterte Daniela und Tränen  standen in ihren Augen.
Klara Mosers dunkelbraune Augen, die in eigenartigem Kontrast zu den lockigen blonden Haaren standen, sahen das Mädchen gerührt an.
"Mädel, ist doch selbstverständlich. Ich liebe das Kleine jetzt schon und werde ihm immer den Glauben an die Eltern lassen. Wenn ihr dann auf Besuch kommt wird es immer wissen: Da kommen Mama und Papa. Und später, wenn ihr verheiratet seid...na, das wißt ihr ohnedies....es wird immer euer Kind bleiben!"
Daniela senkte die Lider und seufzte tief. Sie dachte an ihre Eltern und wußte, daß da ein sehr schwerer Weg vor ihnen lag.
Doch da trat Stefan an ihre Seite und legte beschützend seinen Arm um ihre Schultern, zog sie zu sich heran und küßte ihre Stirne.
Und trotz der vielen Probleme fühlte sich die junge werdene Mutter mit einem Mal gut aufgehoben und zu Hause.
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Es waren ein paar Monate später, der Winter ging langsam zu Ende.
Zarte Knospenspitzen waren schon hie und da zu entdecken.
Daniela und Stefan hatten sich in der fremden großen Stadt gut eingelebt, er hatte eine gutbezahlte Stelle gefunden.
Ihre Eltern hatten sich daran gewöhnt, nur hie und da per Telefon von ihrer Tochter zu hören.
Selbst zu Weihnachten hatte Danni es geschafft, nicht nach Hause fahren zu brauchen.
Herrn und Frau Martell war dies nicht so unangenehm, so konnte man zu den Malediven fliegen und lange Urlaub machen.
Mehr Kontakt hatte sie zur Köchin und dem Ehepaar Magda und Johannes.
Diese drei Menschen waren als einzige eingeweiht und wußten, warum Daniela wirklich in München war.
Doch auf ihre Verschwiegenheit konnte sie sich verlassen.
Mit Klara Moser hatte sie sich angefreundet, sie war ihr eine wahre mütterliche Freundin geworden.
Und große Stütze bei all den Fragen, die sich für die so junge werdende Mutter auftaten.
Und Stefan und sie waren oft in der Stadt unterwegs und in der letzten Zeit hatten sie viele süße Babysachen eingekauft, aber auch neue Sachen für Daniela, deren Bauch schnell wuchs.

Des Abends machten sie es sich dann gemütlich und nach dem Abendessen saßen die beiden Frauen gerne beisammen und strickten und plauderten.
Stefan liebte seine Danni und für ihn wurde sie immer schöner.
Die baldige Mutterschaft hatte aus dem blutjungen Mädchen eine junge Frau gemacht und die fraulichen Züge, das Strahlen, das von innen heraus kam, war so schön anzusehen.
Manchmal dachte er, das kann doch gar nicht sein, daß man einen Menschen so unendlich lieben kann.
Wenngleich er in letzter Zeit beobachten mußte, daß die Hormonwerte die junge Frau oft launisch machten.
So auch gerade eben.
"Ist etwas, mein Liebes?"fragte Stefan und sah sein Mädchen fragend an.
Nervös legte Daniela ihre Hände auf ihren großgewordenen Bauch.
"Diese Leute mit ihren höhnischen Blicken und ihrem Getratsche hinter meinem Rücken...sie verfolgen mich bis in meine tiefsten Träume!"kam es plötzlich wie gehetzt von ihren Lippen und sie sprang auf, preßte die Hände vor die Augen und murmelte monoton:"Ich schäme mich....."
Erschrocken blickte Stefan Klara an, welche aufstand und zu Daniela trat. Sie war vom Beruf Krankenschwester und wußte, wie Frauen in diesem Zustand oft gelaunt waren.
Langsam nahm sie Dannis Hände von den Augen und sprach ruhig:"Schämen nicht - freuen, ja, Mädel. Das Kleine wirst du bald in deinen Armen halten. Hier sind Menschen, die dich lieben, mein Kind - schau zu Stefan, dort liegt dein Glück." Die Worte blieben nicht ohne Wirkung.
Danni ging zu Stefan, welcher sich ebenfalls erhoben hatte und reichte ihm mit einem bittenden Ausdruck in den Augen die Hände und flüsterte:"Du weißt, wie sehr ich dich liebe, verzeih meinen Ausbruch. Ich werde versuchen, mich nicht mehr gehen zu lassen, ja? Bist du mir nicht mehr böse?"
"Kleines, ich war dir niemals böse. Du bist tapfer, eine kleine tapfere Frau - meine kleine süße Frau, du!"
Groß sah sie ihn an, dann überstrahlte ein Lächeln ihr Gesicht."Stefan, mein Stefan, bleib' immer bei mir, hab' mich lieb und sei dir bewußt, daß auch ich dich immer lieben werde, ganz gleich, was geschieht!"
Aufatmend legte sie ihren Kopf an seine breite Brust und er umfaßte sie mit beiden Armen.
Später saßen die beiden engumschlungen in ihrem Zimmer.
Liebevoll hatte er seine Hand an ihren großen Bauch gehalten und die Bewegungen seines Kindes beobachtet, während Daniela selig lächelte.
Dieses kleine Leben in ihr einte sie mehr als alles andere je zuvor.
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Fortsetzung folgt
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Donnerstag, 24. September 2009

An diesem Abend gingen beide nicht mehr aus.
Seit Stefan nun die Wohnung für sich alleine hatte war diese zu ihrer Liebeslaube geworden.
Sie gingen viel aus, ins Kino. Theater, tanzen oder einfach nur spazieren.
Aber Stefans zu Hause war nun auch Danielas geworden und nur schweren Herzens führte sie dann jedesmal der Weg zurück, in Begleitung von ihrem Liebsten, zurück zur Villa Martell, denn sie wollte die Geduld der Eltern nicht überstrapazieren.

Diese für Danni neue, noch nie dagewesene Vollendung ihrer Liebe, seelisch wie auch körperlich, lebten sie in den vergangenen Wochen ganz aus.

Nun war das "Malheur" passiert. Im Rausche der Sinne hatten sie wohl das erste Mal nicht an Verhütung gedacht.
Für zwei junge Menschen, die eigentlich nichts hatten außer ihrer Liebe, war das schon ein Malheur.

So berieten die beiden Liebenden an diesem Abend hin und her, wie man Dannis Schwangerschaft am besten hinter sich brächte, ohne daß ihre Eltern davon erfuhren.
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"Mama, Papa, ich habe euch hergebeten, weil ich euch etwas mitzuteilen habe."
Frau Martell gähnte unverhohlen und meinte dann gelangweilt:"Beeile dich, Daniela, ich habe noch einen Besuch abzustatten." Der Vater blätterte in seiner Zeitung und hörte nur mit halben Ohren zu.
"Papa, bitte..."
Herr Martell senkte die Wirtschaftszeitung auf seinen Schoß und blickte seine Tochter fragend an.
"Ich möchte gerne München kennenlernen und darum dorthin für ein halbes Jahr übersiedeln. Und außerdem,"sie senkte den Blick, denn zu lügen fiel ihr schwer,"außerdem möcht'  ich euch keine Schande machen und deshalb....ja....deshalb will ich nun ernsthaft versuchen, Stefan zu vergessen...für immer zu vergessen!"
"Na siehst du, hab' ich es dir nicht gleich gesagt, Tina, sie hat ihn bald über. Er kann ihr nichts bieten, ist ein armer Schlucker!" rief der Vater begeistert.
"Mhm, endlich mal etwas Vernünftiges, was unsere Tochter von sich gibt, Rudolf,"flötete Frau Martell und klimperte mit den aufgeklebten Wimpern erfreut.
"Also, du willst es wirklich ernsthaft versuchen, wenn ich dich richtig verstanden habe, Daniela?"fragte Rudolf Martell nachdrücklich und hob die buschigen Augenbrauen.
So ganz konnte er den plötzlichen Sinneswandel nicht verstehen.
"Ja, ich will und muß es versuchen. Dazu brauche ich Abstand. Schon nächste Woche möchte ich abreisen."
"Das geht in Ordnung, mein Kind. Komme später in mein Arbeitszimmer, ich werde dir einen Scheck ausstellen, über den kannst du dann verfügen. Und wenn es zuwenig sein sollte, dann meldest du dich eben. Ich erwarte aber auch so, daß du dich hin und wieder meldest und erzählst, was du so machst und wie es dir geht."
"Danke!"rief Danni, stand auf und lief aus dem Salon.
Länger hätte sie das ganze Schauspiel nicht ertragen.
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Stefan Richter hatte es sich berits im Zugabteil gemütlich gemacht.
Durch seine Sonnenbrille beobachtete er Daniela, wie sie sich von ihren Eltern, welche sie zur Bahn begleitet hatten, verabschiedete.
Es war ein eisigkalter Tag, einer der ersten in diesem Spätherbst Anfang November.
Danni hatte ein schickes dunkelblaues Winterkostüm an und wenn man sie genau betrachtete, konnte man gewisse Rundungen schon an ihr erkennen. Frau Martell war in einen teuren Pelz gehüllt und auch der Vater war sehr elegant in seinem anthrazitfärbigen Wollmantel.
Stefan konnte es sich nicht erklären, aber dieser gutaussehende Mann war ihm auf Anhieb symphatisch, trotz Dannis Erzählungen. Anders Frau Martell, denn sie strahlte keine mütterliche Wärme aus. Sie wirkte schön, mondän, aber auch sehr oberflächlich. Gerade hauchte sie ihrer Tochter links und rechts je einen angedeuteten Kuß auf die Wangen.
Danni stieg ein, den Koffer nachziehend und tat so, als ob sie den lächelnden jungen Mann, der als einziger im Abteil saß, nicht kenne. Sie schob das Fenster hinunter und winkte den Eltern zu, als der Zug bereits anfuhr.
"Stefan, die erste Hürde ist geschafft,"seufzte sie auf, schloß das Fenster und sank auf die Bank.
Er hob ihren Koffer in das Gepäcknetz und setzte sich neben sie.
"Danni, mein kleiner Liebling, du!" Lange küßte er sie.
"Du weinst?" "Ja, ja, ich weine, Stefan. Es tut so weh, wenn man die besten Absichten hat und einem die Lebensumstände zu Lügengeschichten zwingen."
Er küßte ihre Tränen fort, hob ihr Kinn zu sich hoch, blickte ihr fest und sicher in die Augen.
"Keine Tränen, Danni, es wird ja alles gut!"
"Ach, ich hab' mich bei meinen Eltern durchgesetzt. Sie wollten, daß mich der Chauffeur nach München bringt und Mama konnte es überhaupt nicht verstehen, daß ich den Zug nahm, wo das doch viel strapaziöser sei, wie sie vermerkte.!" Nun lächelte sie, auch ihre schönen blauen Augen begannen unter den langen, nassen Wimpern zu strahlen.
Stefan zog sie zu sich heran, legte seinen Arm um ihre Taille.
"Tante Klara hat mich bereits angerufen, Kleines. Sie erwartet uns schon!"
"Stefan, ich bin so froh, daß ich dich habe und daß du mich nicht alleine läßt!"
Sie legte ihren dunklen Kopf an seine breite Brust.
Wenig später war sie eingeschlafen.
'Danni, meine kleine geliebte Frau, ich werde dich immer beschützen, wenn du mich nur läßt! Bald wirst du eine junge, wunderschöne Mama sein...und im Grunde kannst du dieses Glück nicht geniessen, diese Vorfreude und die Freude, wenn unser Kindlein da ist. Was wollen diese Eltern bloß? Selbst geben sie dir keine Liebe und die Liebe von jemanden anderen verbieten sie dir? Was sind das nur für Menschen?'dachte er und blickte seine Danni voll Liebe an.
Ein kleines Lächeln umspielte ihren Mund, die seidigen Wimpern berührten ihre Wangen und ihr langes Haar wurde von einem Kunstpelzstirnband gehalten.
Er konnte es nicht fassen, nie in Worte fassen, wie sehr er diese junge Frau liebte und begehrte.
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Fortsetzung folgt

Mittwoch, 23. September 2009

"Das Mädel ist verrückt geworden, Darling!"rief Tina Martell empört, sprang auf und lief nervös hin und her.
Rudolf saß in seinem Fauteuil und las den Brief, den die Tochter per Boten geschickt hatte, nochmals durch.
'.....ich kann ihn nun einmal nicht vergessen, den Stefan. Ihr könnt' doch nichts dagegen haben, wenn wir Freunde sind, oder...'
"Eigentlich ist ja nichts dabei, Tina,"meinte er beschwichtigend.
"Nichts dabei? Nichts dabei, sagst du? Meinst du das ernst?? Erst Freunde, dann Geliebte, dann Kind und dann -vielleicht- Heirat? Glaubst du, ich kenn' das Leben nicht? Ha? Und wer nimmt sie dann schon zur Frau, wenn alles schief geht? Baron Sanders sicher nicht!"
"Schrei doch nicht immer gleich! Wir können unserem Kind nicht das Herz und die Gefühle aus dem Leib reissen!"
"Aber Eugen - Eugen Sanders, er begehrt sie zur Frau! Glaubst du, es wäre ihm recht?"
"Daniela ist mir immer noch wichtiger als Sanders. Du weißt, daß ich es auch sehr gerne sehen würde, daß die beiden heiraten. Er ist ein guter Mann, der sie sehr mag und ihr viel bieten kann, der zu ihr und uns passt!
Glaube mir, sie wird diesen Stefan bald über haben. Verbieten wir ihr den Kontakt, steigert sie sich nur noch mehr hinein und trotzt. Vielleicht wäre es deshalb ganz gut, wenn sie mit ihm zusammen wäre und ihn und sein Leben näher kennenlernen würde. Umso baldiger sie seine Schwächen kennen lernt, umso früher wird sie von ihm genug haben!"
Tina Martell blieb stehen, überlegte, zuckte die Achseln und meinte:"Gut, versuchen wir es," drehte am Absatz um und verließ den Raum.
Und so reiste Danni nach einem tränenreichen Abschied von Magda und Johannes wieder zurück nach Hause.
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"Gnädiges Fräulein, hier ist ein Brief für sie abgegeben worden!"
Philipp reichte auf einem silbernen Tablett Daniela ein Kuvert.
"Danke, Philipp."
Verwundert sah sie auf das Papier mit der fremden Handschrift.
Der Diener deutete eine Verbeugung an und entfernte sich schweigend.
Danni öffnete das Kuvert und nahm einen rosafärbigen Bogen Papier heraus, auf dem geschrieben stand:
'Hallo Fräulein Daniela Martelll! Mein Name ist Regina Lehner. Sie kennen mich nicht, ich weiß.
Aber Sie sind doch mit einem gewissen Stefan Richter befreundet!? Mein Gewissen gebietet mir, Ihnen reinen Wein einzuschenken. Ich bin eine von Stefans vielen Freundinnen, wie Sie nun auch. Ich muß Sie bitten, von Richter abzulassen, denn ich erwarte ein Kind von ihm!
Sie wollen doch einem ungeborenen Wesen nicht den Vater nehmen, oder? Grüße von Regina Lehner'

Daniela starrte fassungslos auf die Zeilen.
Nun war ein viertel Jahr vergangen und Stefan und sie....
Er soll eine andere haben, nebenbei, nein, noch viele andere dazu?!

Plötzlich liefen heiße Tränen über ihre Wangen.
Wenn es nun wahr wäre?
Allein der Gedanke an so eine Möglichkeit tat ihr im Herzen weh.
Sie wußte ja, daß er -früher- viele Mädchenbekanntschaften hatte, aber.....
'Nein, Stefan, du bist kein Betrüger. Oder hast du etwa gelacht über meine hingebungsvolle Liebe? Nein, niemals, ich glaube an dich und deine Liebe.....'
Tief seufzte sie auf....sie wußte, sie mußte so schnell wie möglich mit ihm reden.
Persönlich, nicht per Telefon.
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Stürmisch wurde bei Stefan Richter angeläutet.
"Jajaja, ich komm' ja schon!"rief er ungehalten.
Er war eben dabei, sich eine Krawatte zu binden, wollte er doch mit seiner Daniela ausgehen, heute, am  Abend.
Als er die Eingangstüre öffnete, meinte er erstaunt:"Danni - du? Was ist denn geschehen, Liebling?"
Ihr Gesicht war total bleich und sie war sehr nervös.
"Lass' mich rein, Steff,"murmelte sie, drängte sich an ihm vorbei im engen Vorraum und ließ sich sodann in den nächstbesten Sessel fallen.
"Es wird langsam kalt draußen - wir haben ja auch schon Oktober. Komm', du willst sicher etwas trinken, ich stell' dir einen Tee auf, Liebes!"sprach er ahnungslos.
"Nein, nein danke, Stefan, setz' dich lieber zu mir, ich habe mit dir zu reden."
"Dannilein, was ist geschehen, du bist so bleich?"
Er kauerte sich vor ihre Beine und küßte ihre Knie.
"Da, Stefan, lese das!" Sie reichte ihm den Brief von Gina, welchen er hastig überflog und sodann aufsprang und voller Wut das Papier in tausend kleine Stückchen zerriß.
"Dieses Weibsstück ist vom Teufel besessen!"schrie er außer sich.
"Stimmt es, Stefan?" fragte sie leise.
Da riß er sie wild in die Höhe und schüttelte sie.
"Stefan...Stefann, hör' auf!"
"Du glaubst das??? Du glaubst das etwa????" rief er und ließ sie derart aprupt los, daß sie einige Schritte rückwärts taumelte.
"Stefan, nein, ich glaube es nicht, ich frage dich doch nur...was ist mit dir...Stefan?"
Er lief zu ihr und nahm sie nun unendlich zärtlich in seine Arme, küßte ihr die Tränen von den Augen und Wangen.
"Keine Tränen, Danni, ich kann dich nicht weinen sehen. Verzeih mir diesen Ausbruch, ich war unbeherrscht. Weißt du, Gina kann es nicht verstehen, daß ich auch lieben kann und nur dich liebe. Darum lügt sie! Es war so gemein von ihr, Danni, vergiß es!"
"Ach Stefan, "flüsterte sie erleichert und atmete tief auf.
Er küßte sie, wühlte sein Gesicht in ihr Haar, welches er besonders an ihr mochte.
"Stefan...es ist noch etwas passiert."
Ihre Hände suchten die seinen und drückten sie, als würde sie sich Kraft holen aus ihnen.
"Danni?"
"Stefan...wir...wir bekommen ein Kind!"
Er wurde aschfahl im Gesicht.
"Wann, Danni, wann wird es soweit sein?"
"Im Frühling, Stefan, April oder Mai."
"Du weißt, Liebes, wir sind noch nicht soweit, ich kann dich noch nicht heiraten.
Weder familiär, noch wirtschaftlich."
"Stefan,"schluchzte sie auf," ich hab' so Angst! Angst vor der Zukunft, Angst, du könntest mich nicht mehr liebhaben! Wir waren doch so glücklich!"
"Kleines,"murmelte Stefan und strich seinem Mädchen zärtlich über den Kopf.
"Es wird schon alles gut werden, Danni. Und das Kind soll nicht darunter leiden, Liebes!"
"Hast du einen Vorschlag, Stefan?" Fragend sahen ihn die dunkelblauen Augen an.
"Ja, aber ich weiß nicht, ob du ihn annehmen wirst."
"Sprich...sag' ihn mir, Stefan."
"Ich habe eine Tante in Deutschland, in München."
"In München...du meinst, ich soll nach München....du willst...."
"Ja, Danni, aber nicht nur du, ich gehe natürlich mit dir, ich lasse dich nicht alleine. Dort hättest du Ruhe. Ich würde schnell wieder Arbeit finden, Kleines."
Er küßte sie auf die Stirne.
"Wir werden solange beiben, bis unser Kind geboren ist. Dann reisen wir wieder zurück, wenn du willst."
"Und das Kind, Stefan? Was wird aus unserem Kind?"
"Das...das bleibt bei meiner Tante. Aber es wird uns als seine Eltern lieben lernen, wir werden es oft besuchen! Und später...."
"Oh Stefan,"sie wandte ihm den Rücken zu. "Später - später - ist das denn ein Trost, eine Lösung? Warum muß unser Kind darunter leiden? Glaubst du, ich kann das Kleine in München zurück lassen...Stefan, glaubst du das etwa?"
"Danni," unendlich zärtlich und bittend klang seine Stimme.
Er faßte sie an den Schultern und drehte sie zu sich heran und sah ihr an, wie es in ihr kämpfte.
"Bis heute sind wir so glücklich gewesen. Nun sind dunkle Wolken aufgetaucht, die unser Glück überschatten, weil es Probleme sind, unsere Probleme. Wir müssen sie lösen, zu lösen versuchen. Aber wird die Sonne nicht wieder nach den dunklen Wolken scheinen?Hast du nicht selber mal gesagt, man muß Opfer bringen für den Menschen, den man liebt? Ist das nicht ein kleines Opfer im Gegensatz zu unserer großen Liebe, Danni?"
"Deine Worte nehmen mir nicht die Angst und Sorgen und ich bin mir nicht sicher, ob Dein Vorschlag machbar ist und ob es nicht andere Lösungen für uns gibt. Aber eines sei gewiß, Stefan, ich liebe dich sehr!"
Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und fuhr ihm zärtlich durch das dunkelgelockte Haar.
"Wir werden es schon schaffen,"flüsterte Danni nun tapfer lächelnd.
"Wir müssen's,"antwortete er optimistisch und preßte sie an sich.
"Es wird sehr schwer werden. Meine Eltern muß ich anlügen, ich weiß noch nicht, was ich sagen werde. Aber sie werden nicht unglücklich über meinen Entschluß sein, weil sie denken, daß ich mich von dir löse.
Stefan - bleib' bei mir, halt' mich ganz fest...ich hab' so Angst, daß ich verzweifeln könnte, daß ich jeden Halt verliere und in einen dunklen Abgrund stürze, wenn du nicht bei mir bist, wenn ich deine Liebe verlieren könnte...denn damit würde ich meinen Lebensinhalt, mein Leben verlieren und zurück bliebe nur Leere in meinem Herzen...."kam es ergreifend über die roten Lippen......
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Fortsetzung folgt

Dienstag, 22. September 2009

Magda und Johannes hatten Stefan zwar ein eigenes Zimmer gerichtet, aber nur, weil es sich so gehörte.
Sie ahnten jedoch, daß er dieses wohl kaum benützen würde, hatten aber großes Verständnis für das junge Liebespaar, auch wenn es dem älteren Ehepaar die Stellung kosten könnte.
Johannes hielt nur kurz Nachschau, ob in der Hütte Licht brenne, denn das hielt er für seine Pflicht, hier Nachschau zu halten bei dem Unwetter.
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Dannis Hand tastete zu jener von Stefan.
Er hatte so große kräftige, aber auch zärtliche Hände.
Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr glühendes Gesicht.
"Spürst du, was du mit mir angestellt hast?"flüsterte sie lächelnd.
"Du hast mich zur Frau gemacht und es war wunderschön mit dir. Ich habe so Angst davor gehabt, aber mein Vertrauen und die Liebe zu dir waren stärker. Ich liebe dich...."
Stefan beugte sich zu Daniela und küßte sie sanft auf die heiße Stirn.
Ihre Haare umrahmten das schöne Gesicht mit den leuchtend blauen Augen und den langen Wimpern.
Ihre Lippen waren glutrot und sehnten sich wieder nach seinen Küßen.
Wie sehr er dieses Mädchen liebte, er hatte das Gefühl, als zerplatze sein Herz vor Gefühlen.
Wie gerne würde er sie ein Leben lang behüten, beschützen und sie lieben.
"Ich liebe dich mehr, als ich sagen kann,"flüsterte er und streichelte ihr über die Wangen.

Der Tag war angebrochen und die Kerze schon längst abgebrannt.
Hinter den Bergen ging die Sonne auf und ihr Strahlen durchbrach die Dunkelheit in der Hütte.
"Liebling, komm', lass' uns hinaus gehen....ich möchte vor Glück am liebsten die ganze Welt umarmen!"meinte er und half ihr hoch.
Noch einmal schmiegte sie sich in seine Arme und er durchwühlte ihr seidiges duftendes Haar.
"Mein Leben lang werde ich diese Nacht nicht vergessen, Liebes, es war die schönste Nacht bisher in meinem Leben!"stammelte er und küßte sie leidenschaftlich.
Sanft löste sie sich von ihm, nahm ihn bei der Hand und öffnete die alte Holztüre.

Die Sonne lachte vom Himmel und es war, als ob die Welt mit dem jungen Paar um die Wette strahlen wollte.
Hand in Hand gingen sie den Bergweg zurück, zurück zum Gut, durch den Wald, den Weg, den sie gekommen waren.
Es war derselbe Weg, aber die beiden waren es nicht mehr.
Die Liebe hatte sie eng aneinander geschmiedet und geeint in der vergangenen Nacht.
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Später saßen die zwei glücklichen jungen Leute am Frühstückstisch.
Verständnisvoll lächelnd brachte Magda ihnen Kaffee und Danni strich Stefan zwei duftende Brötchen.
"Eben sind sie aus der Bäckerei gekommen,"nickte Magda etwas verlegen Richtung Gebäck und entfernte sich wieder eilig.

"Stefan,"flüsterte Danni und legte ihre Hand auf die seine. "Ich werde meinen Eltern mitteilen, daß ich dich nicht vergessen kann, daß ich keinen Mann heiraten kann, den ich nicht liebe. Ich werde dich nie vergessen können, Stefan, niemals, weil ich dich liebe."
"Danni, es wird ein mühsamer Weg werden, aber ich bin dennoch glücklich....ich bin...bin dir so dankbar für diese Nacht, Geliebte, du!"
Sie stand auf und setzte sich auf seinen Schoß und küßte ihn innig.
"Nanana, der Kaffe wird ja kalt,"brummte Johannes, der mit Magda den Raum bertrat.
"Nicht mal unser Klopfen habt ihr gehört!" Kopfschüttelnd schmunzelte er und sah Magda augenzwinkernd an.

Danni sprang auf und lief zum dem älteren Paar hin.
"Ich danke euch für euer Verständnis, meine Lieben! ALles geschah aus Liebe...."
"Wir wissen das, mein Kind, ihr braucht' uns nichts zu erklären und euch nicht zu schämen,"murmelte Magda und nahm das Mädchen in ihre Arme. "Von uns wird niemand etwas erfahren," beteuerte Johannes und Magda fuhr fort:"Schaut euch den Johannes und mich nur gut an,wir waren auch nicht anders, als wir so blutjung wie ihr gewesen sind und noch heute lieben wir uns, gell, Alterchen?" Sie stieß ihn sanft mit dem Arm in die Rippen und er legte den Arm um sie:"Ja, eigentlich schon! Denn so eine echte Liebe kann nicht rosten und darum haben wir auch nichts gegen eure Nacht gehabt. Außerdem wäre es ja wie ein Verrat an unsere eigene Liebe gewesen." Er drückte seine Frau an sich uns sie verliessen das Zimmer, um dem jungen Paar wieder Zeit für sich zu lassen.
Wird die Liebe siegen?
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Samstag, 19. September 2009

...nein, auch die Aufregung spielte ihr arg mit, denn...es lag ein atmosphärisches Prickeln zwischen ihr und Stefan.
Sie waren allein mit sich und der ganzen Welt, allein, nur mit ihrer großen Liebe zueinander.
"Oh, ich weiß, was du jetzt denkst, mein Liebes!"
"Stefan, was denk' ich denn?"flüsterte sie und es herrschte kurz Stille zwischen ihnen, nur das Knistern der Kerze war im Raum zu hören.
Da sprach er leise mit seiner dunklen Stimme:"Nun, dir ist wohl etwas bange, daß ich die Situation ausnützen könnte, nicht wahr?" Sie wurde ganz verlegen. "Etwas schon, ja..."
"Wäre es denn so schrecklich, Kleines?" "Stefan,"jetzt wurde sie rot und war über das Halbdunkel in der Hütte froh,"ich...ich..."
"Mein Lieb, wer wird denn Angst haben?  Vor mir brauchst du sie nicht zu haben. Danni?"
"Ja?" "Ich möchte dich etwas bitten." "Was denn, hm?"
"Danni...ich liebe dich, das weißt du..." Ja, ja, Stefan."
"Danni, es fällt mir schwer, ich möcht dich nicht erschrecken, mein Lieb, nur...."
Er zögerte. "Stefan, sag's mir doch!"
"Ich möchte dich bitten, daß ich heute Nacht bei dir bleiben darf. Tun wir, was uns glücklich macht!""
"Stefan, ich...."
Sein Kopf sank zu ihrem nieder und er küßte sie lange. Leidenschaft stieg in ihnen hoch.
"Danni, ach Danni....schau...ich hab' dich so lieb, ich kann nicht anders, versteh das doch...."
"Stefan, ja, ich verstehe dich, verstehe aber auch mich...."
"Danni..." Er richtete sich auf und drückte sie etwas von sich weg und hob ihr Kinn in die Höhe.
Zwei dunkle Sterne funkelten ihn an.
"Ich seh' dir an, was dich bewegt...du hast Sorge, ich könnte falsch von dir denken, wenn du "ja" sagst und weil ich ein Mann mit Sehnsüchten bin. Und fast willst du zweifeln, ob ich dich auch wirklich ehrlich lieb habe...denkst dir vielleicht, es wäre Lüge oder ein gemeiner Trick...."
"Stefan, hör' auf..." "Ist es nicht so?" Traurig klang seine Stimme.
Da erhob sie sich und ging zu dem kleinen Fenster.
Der Regen peitschte noch immer dagegen, doch das Gewitter wurde schwächer.
'Ach Danni, hör auf deine Liebe...was ist aber, wenn er mich dann als leichtlebig ansieht?Nein, Stefan, er liebt dich...so wie du ihn...zeig' ihm, daß du Vertrauen zu ihm hast....lass' dich darauf ein...fallen...an nichts mehr denken...nur an eure Liebe...' so hörte sie ihre innere Stimme....
Erstickt und bebend flüsterte sie:"Stefan....," und wandte sich ihm zu.
Sie hob ihre Arme und sah ihn an.
"Komm', komm' her zu mir, Stefan, komm'..."
Er lief zu ihr und nahm sie in die Arme.
Hielt ihren Kopf gegen seine Brust. Laut hörte sie sein Herz pochen...es schlug nur für sie.
"Stefan, ja du hast recht....ich zweifle nicht an deiner Liebe....wir gehören zusammen....ich vertraue dir...."
Fest schlang sie ihre Arme um seinen Hals und flüsterte an seinem Ohr:"Stefan, ich hab' Angst, ist es doch so neu für mich...bitte hab' Geduld! Und, ja, bleib' bei mir, die ganze Nacht, ganz nah bei mir...."
Er küßte sie leidenschaftlich...das junge Mädchen zitterte am ganzen Körper. Fest drückte er sie an sich und stammelte etwas heiser:"Nur wenn es dein freier Wille ist, Liebes...ich versteh' dich ja. Komm'...."
Er zog sie am Boden und holte die Decken von der Bank.
Weich bettete er sie. Seine Lippen umkosten ihren Nacken, ihren Hals...sanft zog er ihre Bluse von den Schultern und küßte sie auch dort.
"Ach, Danni, ich möchte dich so glücklich machen, vertraue mir!"
"Ja, ja..."stammelte sie und schloß die Augen.
Ein unerklärlicher Rausch umhüllte ihre Sinne.
Noch nie hatte sie so etwas erlebt.
Plötzlich war das Trommeln des Regens auf dem Dach Musik in ihren Ohren.
Sie knöpfte sein Hemd auf und er zog es aus.
Seine breite Brust liebkoste nun sie, während er ihre Bluse aufknöpfelte, welche sodann zu Boden glitt.
Die rohen Filzdecken wurden ihre Liebesliegestatt...sie fühlten sich wie Seide an...ihre Hände schlangen sich ineinander und ihre Liebe entdeckte die Leidenschaft und diese fühlte sich so wunderbar heiß an.....
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(Foto Photosearch)
Fortsetzung folgt

Freitag, 18. September 2009

"Mein Lieb! Ich bin ja so froh, daß ich dich habe. Hier, bitte, lese den Brief, den meine Mum geschrieben hat, als...." Seine Stumme erstarb im Kummer um die verlorene Mutter und er reichte ihr das Kuvert mit den letzten Zeilen, das Danni zögernd nahm und dann las.
Tränen kullerten ihr dabei aus den Augen vor Rührung.
Wenig später erhoben sie sich und gingen engumschlungen durch die Natur.
Es war noch Sommer und die Vögel sangen und überall leuchteten Blumen in den herrlichsten Farben.
Schmetterlinge flogen anmutig im hellen Sonnenschein, der Himmel war ein einzig Blau, nur hinter den
Bergen zogen dunkle Wolken auf.
Bienen summten und die Bäume rauschten im Wind.
"Ein Bild des Friedens, wie für einen Maler geschaffen,"murmelte Danni.
Stefan blieb stehen und deutete ihr, es ihm gleich zu tun.
"Liebes, ruhig, schau - dort,"er zeigte in eine bestimmte Richtung und hielt das Mädchen mit der dunklen Folklorebluse und der hübschen Jeans am Arm zurück,"siehst du es? Mein Gott, ist das nicht schön?"
Ein Reh mit seinem Kitz stand etwas entfernt in einer Waldschneise und sah sich mit großen Augen aufmerksam um, ob nicht irgendwo Gefahr lauerte. Dann hatte es die beiden jungen Menschen wohl gewittert, denn es sprang davon, in das Walddickicht, gefolgt von ihrem süßen Kitz.
"Eine Mutter mit ihrem Kind - könnte sie es zärtlicher umsorgen und lieben als dieses schöne Tier, Danni?!"
"Stefan, denk' nicht immerzu daran, Liebster, du!"flüsterte sie und schmiegte sich fest in seine Arme.
"Danni, hätte ich dich jetzt nicht!"
Sie strich ihm voll Liebe über das kantige Gesicht.
"Heute ist doch Samstag, nicht wahr?"fragte er.
Sie nickte. "Danni..." Er wollte etwas sagen, aber sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
"Stefan - es kommt ein Gewitter auf - siehst du - dort, die Wolken. Ich kenne das, ich bin ja schon so oft hier gewesen. Komm', oben auf dem Hügel ist eine Hütte, die unsere Sennerin manchmal benützt, wenn sie auf die Sennerhütte hochsteigt. Komm', rasch, die Gewitter hier sind schneller, als man glaubt, rasch, Stefan!"
Sie nahm ihn bei der Hand und eilig stiegen sie den Hügel hoch.
Bald hatten sie eine Abzweigung erreicht, die den holprigen steilen Weg gabelte.
"Komm', jetzt links!"
Es ging weiter ziemlich steil bergauf.
Als die ersten Tropfen bereits fielen und ein unterdrücktes Grollen zu hören war, erreichten sie atemlos die Holzhütte.
"Sie ist niemals abgesperrt, weißt du? Wie du siehst, es hat seine guten Gründe, warum,"erklärte Danni und sie betraten die einfache Behausung.
Die Einrichtung bestand aus einem klobigen Holztisch, zwei wackeligen Stühlen, in deren Lehnen Herzen geschnitzt waren, einer Kommode, auf welcher eine Waschschüssel stand und einer Kanne, beide aus weißem Email, und einer langen Holzbank, auf der einige Wolldecken gestapelt waren.
Man merkte sogleich, daß alles selbst gezimmert war.
"Das hat alles unser Johannes fabriziert, als er noch mit seiner Magda Senner oben auf der großen Hütte war.
Es ist soviel zusammen gekommen in der Zeit, daß es auch für die kleine Hütte hier reichte,"meinte Danni und suchte in einer Kommodenlade nach Streichhölzern.
Es war nun beinahe finster geworden und herinnen sah man fast gar nichts mehr.
"Wie es nur so schnell dunkel werden kann tagsüber,"wunderte sich Stefan und schüttelte etwas verlegen lächelnd den Kopf.
Danni hatte inzwischen eine Kerze angezündet, welche am Tisch in einem blechernen Teller stand.
Draußen pfiff nun der Wind, ein Sturm kam auf und peitschte den Regen gegen das Hüttenfenster, dessen Läden wiederum klapperten.
Danni fröstelte etwas in ihrer dünnen Bluse. Sie blickte zu Stefan, der ihr deutete, sie solle zu ihm kommen und so schmiegte sie sich zu ihm auf die Bank.
"Danni, hast' etwa Angst?"flüsterte er und nahm ihre kalte Hand in seine warme.
"Ohja, ein...ein bißchen schon, Stefan. Du weißt nicht, wie arg die Gewitter hier oben sein können."
Da blitzte es und wenig später krachte es ganz fürchterlich.
Danni zuckte zitternd zusammen.
Sie wußte, daß es nicht nur die Furcht vor dem Gewitter war.....

Fortsetzung folgt
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Mittwoch, 16. September 2009

"Gut, daß sie kommen, Herr Richter!"
Frau Schmid, die Nachbarin der Richters, stand aufgeregt vor der Wohnungstüre.
"Was haben sie denn...fehlt ihnen etwas, kann ich was für sie...sie zittern ja am ganzen Körper!"
"Herr Richter..."
"Na, was ist..wo fehlt's denn?!"fragte er mitleidig.
"Herr Richter..ihre..ihre Mutter - sie ist tot...tot..,"die Stimme erstarb der Nachbarin und sie wandte sich aufschluchzend ab.
"Mum..Mum..nein, nein, das glaube ich nicht, das darf nicht wahr sein, nein, das....,"stammelte er im ersten Schock und stürzte in das Schlafzimmer seiner Mutter.
Ein älterer Mann erhob sich vom Bett der Toten und murmelte:"Mein aufrichtiges Beileid."
Er war Arzt und hatte bei der Geburt Stefans mitgeholfen und war ein guter Freund der Richters.
Erschüttert drückter er die Hand Stefans.
"Doktor - ist es wirklich wahr? Meine Mum - sie ist...ist tot?!!"
Dieser nickte traurig und berichtete:"Sie ist einkaufen gewesen, so hat mir die Frau Schmid erzählt, ist nach Hause gekommen und plötzlich ist ihr schlecht geworden. Sie hat darauf die Frau Schmid herübergebeten und sich sogleich ins Bett gelegt. Die Nachbarin war bei ihr geblieben und hat mich sogleich verständigt. Inzwischen hat deine Mutter einen Brief aufgesetzt - hier, mein Junge. Sie hat gesagt, du mußt ihn lesen, da ihr...da ihr ja nicht mehr miteinander reden könnt'. Dann ist sie entschlafen....an Herzversagen. Junge, sie hat einen schönen Tod gehabt."
Stefan sah auf seine Mutter. Sie hatte einen friedlichen Gesichtsausdruck, doch sein Schmerz war unsagbar.
Noch konnte er nicht ganz die Tragweite begreifen.
Er nahm den Brief entgegen und starrte darauf. Schließlich fragte er:"War der Herr Pfarrer schon hier?"
"Ja, er ist vor kurzem gegangen." "Wann ist das passiert, Herr Doktor?"
"Am späten Nachmittag. Stefan, so leid es mir tut, ich muß jetzt zu einem Patienten. Ich werde später noch
einmal vorbei kommen, wenn du willst. Es macht dir doch nichts aus?"
"Nein, Herr Doktor, gehen sie nur ruhig. danke - danke für alles, Doktor!"verabschiedete er den freundlichen Arzt, welcher eilig die Wohnung verließ.
Da kniete Stefan am Totenbett seiner Mutter nieder.
Ein leises Schluchzen entrang sich seiner Kehle und Tränen traten in seine Augen.
Mit zitternden Händen öffnete er den Brief, in welchem folgende Zeilen standen:
'Mein lieber gute Junge, mein Stefan!
Es ist Gottes Wille, daß ich nun von Dir und auch von der kleinen Danni scheiden muß.
Ich kann mich nicht beklagen; ich habe es doch so schön gehabt auf dieser Welt, war es auch nicht immer leicht.
Nun werde ich zu Papa gehen, zu meinem geliebten Kurt und werde von woanders über Dich und
Dein Leben wachen.
Ich bin stets bei Dir, mein Junge.
Du warst mein Ein und Alles und auch Daniela ist mir ans Herz gewachsen.
Mein sehnlichster Wunsch wäre, Euch vereint für alle Zeit mit dem Segen Gottes zu sehen.
Aber es muß wohl so sein, daß ich das nicht mehr erleben darf.
Jetzt, wo ich diesen Brief an Dich schreibe, weilst Du bei Deinem Mädchen - und Du weilst richtig.
Nein, nein, Du brauchst nicht aufzubegehren. Dein Platz ist bei Danni und sie ist das besten und liebste und schönste Mädchen, daß Du Dir wünschen kannst. Und sie liebt Dich so wie Du sie. Geh' zu ihr und lass'
ihr den Brief lesen, Stefan. Sie ist auch mein Kind und ich wäre ihr sogerne die Mutter gewesen, die sie ihr junges Leben lang nicht erleben durfte.
Mein Junge, ich spüre, wie es langsam zu Ende geht mit mir.
Ich wünsche Dir viel Glück auf Erden und daß Du die schweren Stunden auch mit starkem Herzen überwindest.
Vor allem mit Danni, die ich ebenso lieb hab' wie Dich, mein Stefan.
Viel kann ich Dir nicht hinterlassen, aber alles soll Dir und Danni gehören.
Mein letzter Wunsch sei, Euch beide vereint glücklich zu wissen.
Tausend Küße und Grüße
Deine Dich in alle Ewigkeit liebende Mum!'
Die letzten Worte waren schon fast unleserlich.
Erschüttert rannen Stefan Tränen über die Wangen.
"Mum, meine geliebte Mum - und ich war nicht bei dir....nicht bei dir, ich hab' mich vergnügt,
irgendwo, mit Danni. Meine Danni, sie ist alles, was ich nun habe. Du hast recht, liebe Mum, ganz recht..."
Er küßte ihre kalten gefalteten Hände und betete noch lange, hielt noch lange stumme Zwiesprache mit der geliebten toten Mutter, bis der Arzt wiederkam und die nötigen Formalitäten erledigte.
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"Aber...aber...das geht doch nicht, junger Mann! Ich habe striktes Verbot und..."
"Was ist, Magda?"
Ein alter Mann kam herbei gehumpelt und blickte Stefan mißtrauisch an.
Die hagere Frau namens Magda meinte, nun ein wenig schmunzelnd: Dieser Mann hier will unbedingt das gnädige Fräulein sprechen." "Na, dann ruf' doch das Fräulein Danni!" sprach ihr Gatte gutmütig lachend und klopfte Stefan väterlich auf die Schulter.
"Johannes, weißt du etwa nichts mehr von dem Verbot, das die Herrschaften..."
"Die Herrschaften sind weit. Sie finden es nicht einmal der Mühe wert, ihrer Tochter einen Besuch abzustatten.
Ich persönlich bin ja froh darüber, das steht aber nicht zur Debatte." Er richtete seinen langen Oberkörper gerade und erinnerte Stefan im Aussehen an den Schauspieler Beppo Brehm.
"Der junge Mann - schau ihn dir an, Magda, ist er nicht fesch? Bisserl wie unser Bertl, gell?"
"Jajaja...das könnt' schon sein. Du hast recht, Johannes, lassen wir ihn herein. Kommen's, junger Mann, wer auch immer sie sein mögen! Man sieht ihnen auf hunderten Kilometern Entfernung an, wie verliebt sie in das Mädel sind. Schauen's-sehen's dort den Weg, ja? Na, den laufen's  entlang, den geht das Fräu'n Danni immer um diese Zeit!" "Danke, Frau Magda!" "Und ich?"brummte der alte Mann schmunzelnd.
Stefan, welcher schon an der Türe war, drehte sich um und rief lächelnd:"Natürlich, auch ihnen dankeschön, Herr Johannes!"
Dann lief er eilig den Weg entlang, welcher durch eine Allee schönster alter Bäume führte in den nahen Wald.
Dort entdeckte er Danni, welche wieder auf dem Plätzchen saß, auf dem sie unlängst weilten.
Sie trug eine Jeans und eine Bluse im Gipsylook und sah wunderschön aus.
Das lange dunkle Haar gehalten nur von einem blauen Haarreif.
Ihre Augen leuchteten auf und sie kniete sich hin. "Stefan, Stefan, wie schön, daß du kommst!"rief sie glücklich und streckte ihm die Arme entgegen.
Er setzte sich zu ihr und küßte sie lange.
"Danni,"murmelte er, nachdem sie, aneinander gekuschelt, einige Zeit schweigend nebeneinander gesessen hatten. "Ja?" "Mum - sie ist tot, Danni!"
"Nein!!!" Sie fuhr entsetzt zurück. "Nein, Steff, das kann - mit sowas macht man keine Scherze, Stefan."
Sie konnte es nicht fassen. "Ich wollte, es wäre einer,"flüsterte Stefan tieftraurig. Da rutschte sie wieder zu ihm und strich ihm über den Kopf. Tränen liefen ihr über die Wangen.
"Die gute Mum, die mir auch schon soviel bedeutete, als wäre sie meine Mum - sie soll tot sein? Mein armer Stefan. Schau, ich bin bei dir und ich werde dich nicht allein lassen in deinem großen Kummer. Hab' ich doch auch soviel wie keine Eltern, Liebster!" Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn zärtlich.
"Denk' immer daran, daß ich dich liebe, unsagbar liebe, Stefan!"
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Fortsetzung folgt

Dienstag, 15. September 2009

"Lotte, das kann doch nicht wahr sein!"
"Doch, Herr Richter!"
"Kann ich einen Sprung zu ihnen machen?"
"Aber das geht doch nicht, Herr Richter, das...."
"So verstehen sie doch, Lotte. Ich muß sie finden - bitte, Lotte!"
"Ich kann ihnen nicht helfen, Herr Richter...Stefan...hören sie mich...."

Stefan war schon auf dem Weg zur Villa Martell, das bedurfte für ihn keiner Überlegung.
'Sie weiß was, bestimmt weiß sie was, die Lotte,'machte er sich selber Hoffnung, während er wie gehetzt
durch die Straßen lief, ehe er endlich vor der Villa stand und stürmisch anklingelte.
Eine Stimme, welche Elsie gehörte, fragte beflissen:"Was wünschen sie bitte?"
Er rief:"Fräulein Elsie, ich muß die Frau Lotte sprechen, sofort, lassen sie mich herein, bitte!"
"Ja, aber...." "Es ist sehr wichtig, Elsie!"
"Herr Richter, die Herrschaften...sie sind zu Hause und da...."
"Ich werde ganz leise sein...ich gehe durch den Hintereingang - es gibt doch einen?"
Beindruckt und nun auch ein wenig aufgeregt murmelte Elsie:"Ja...ja..natürlich...ich lass' sie rein,
Herr Richter, kommen sie, jedoch seien sie leise!"
Das Tor surrte und Stefan lief die Stiegen, welche seine Danni schon so oft emporgelaufen war, hoch.
Elsie stand vor dem Portal und deutete ihm, mit ihr zu gehen.
"Kommen sie - hier entlang - sehen sie - dort hinten, die Tür, sie führt direkt zur Küche - aber geben sie acht, daß sie unserem Philipp nicht über'n Weg laufen!" "Danke, vielen Dank, Fräu'n Elsie!"rief Stefan leise und
lief eilig zu der bestimmten Türe, welche er öffnete und sogleich eine andere erblickte, auf welcher ein
großes Schild mit "Küche" prangte.
Vorsichtig schlich er weiter und betrat den Küchenraum.
"Lotte,"murmelte er.
Die ältere Frau stieß einen spitzen Schrei aus und wandte sich erschrocken um.
"Stefan...Stefan...wie können sie mich nur so erschrecken, Junge,"warf sie ihm leise vor und
preßte eine Hand auf ihr Herz. Stefan ging zu ihr hin und faßte sie bei den runden Schultern.
"Lotte, was ist mit Danni, sie wissen doch etwas, ich sehe es ihnen ja an, daß sie mir etwas
verschweigen!" "Stefan, ich ...ich darf es ihnen nicht sagen...im Grunde weiß ich ja gar nichts."
"Warum wollen sie nicht verstehen, wie wichtig es für Danni und für mich ist!"
"Aber die Herrschaften...wenn sie wüßten!"
"Wer ist ihnen denn wichtiger? Danni und ich oder die Herrschaften, hm?!"rief Stefan aufgebracht und
besann sich sogleich:"Verzeihen sie, Lotte, ich wollte sie nicht anschnauzen - es ist ja nur...ich liebe
Danni und ich brauche sie wie das tägliche Brot, wissen sie."
Flüsternd, als ob er mit sich selber sprechen würde, hatte er das gesagt.
Lotte fing zu lächeln an und meinte:"Wollen sie sich nicht setzen, Stefan? Ein Glas Milch?
Mehr kann ich ihnen nicht anbie...aber ja, dort in der Ecke, Momentchen..."
Eilfertig lief sie zu einem Klappschrank, stöberte zwischen Erdäpfeln eine Flasche Whisky hervor und kam
strahlend wie der junge Frühling wieder zu dem Tisch, an den sich Stefan inzwischen gesetzt hatte, zurück.
"So - da ist mal Hilfe für das arme Herz,"sprach sie verschmitzt und schenkte dem jungen Mann ein Glas ein.
"Ich glaub', mir könnte ein Schlückchen in Ehren auch nicht schaden, ich könnt's gebrauchen - wissen sie,
bei meiner Chefin muß man zu sowas greifen, nüchtern ...meine, ganz nüchtern - das hält der stärkste Bär von einem Mann nicht aus - außer der Herr Martell...ach so, für sowas interessieren sie sich ja nicht...na, passen sie auf, was ich ihnen nun sage......"Sprachs und schenkte sich selbst ein Gläschen Whisky ein, setzte sich seufzend hin und schüttete das Getränk mit einigen kräftigen Zügen die Kehle hinunter.
Nachdem sie sich nochmals eingeschenkt hatte und nun mutig wurde, murmelte sie verschwörerisch:
"Also passen sie auf, junger Mann. Ich würde von der ganzen miesen Geschichte nichts wissen, hätte ich nicht -rein zufällig, versteht sich- an diesem Abend mitangehört, wie der Herr Martell zu der kleinen Danni
gesagt hat, sie müsse ihm versprechen, niemanden zu verraten, wohin sie führe - und wissen sie, wo die Daniela jetzt ist? Nein, wie könnten sie - die Danni ist jetzt in Rangau! Prost!"
Langsam erhob sich Stefan.
"Lotte, sie sind der rettende Engel - ich danke ihnen...auf Wiedersehen, vielen Dank, Lotte!"
Rasch lief er zur Küchentüre.
"Wo wollen sie denn hin, Stefan?" rief die runde Köchin.
"Das fragen sie noch - zu meiner Danni!"
Kopfschüttelnd sah Lotte ihm nach.
"Mann, wenn das gut geht! Darauf muß ich noch was trinken - nur ein Schlückchen in Ehren!"
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Wie so oft in den letzten Tagen, seit sie hier auf Rangau lebte, schritt Daniela Martell auch jetzt über
die Besitzungen.
Gedankenversunken wie immer stand sie später am Gatter der Pferdekoppel.
"So frei wie diesen edlen Tiere möchte ich auch gerne sein,"murmelte sie.
"Bist du etwa nicht frei, Danni?"
"Nein, ich...."
Nun begriff sie erst. Langsam wandte sie sich um.
"Nein...nein.., das darf doch nicht wahr sein,"kam es von den schreckensbleichen Lippen.
"Danni, meine Danni,"flüstere er zärtlich.
"Stefan..du...du bist es wirklich, ja? Kein Traum? Du bist gekommen und hast mich gefunden, Stefan?!"
rief sie da wie zur eigenen Bestätigung und streckte ihm ihre Hände entgegen.
"Danni!"kam es wie erstickend von ihm und er riß sie in seine Arme.
"Ja, ich bin bei dir, mein Lieb, wie könnte ich dich jemals alleine lassen?"
Stürmisch küßte er sie und voller Zärtlichkeit und Liebe strich er ihr über den dunklen Kopf.
Der Haarknoten, den sie getragen hatte, ging auf.
Locker und weich fiel ihr das dunkle Haar über die Schultern.
"Meine Danni, ich bin so froh, so glücklich, dich wieder zu haben! Was wär' das Leben denn ohne dich für mich, hm?"
Er legte seinen Arm um ihre Schultern und langsam schritten sie durch den nahen Wald.
Ab und zu lichtete er sich und grüne Matten, die hügelig links und rechts des Weges abfielen, taten sich
dem verliebten Paar auf.
"Wie hast du heraus bekommen, wo ich bin?"
"Lotte hatte eine Ahnung - aber wir dürfen es natürlich niemanden sagen!"
"Die gute Lotte - Stefan, wie konnte sie es denn wissen? Außer meinen Eltern und mir hat es nur Charles, der Chauffeur gewußt. Und natürlich Magda und Johannes, die das Schloß instand halten."
"Sie hat es -rein zufällig natürlich- mitangehört," berichtete ihr Stefan schmunzelnd.
Sie nickte verstehend.
"Danni, komm', setzen wir uns hierher!"
Es war ein schattiges moosiges Platzerl unter einer riesigen Tanne.
Da machten sie es sich gemütlich.
Sie legte ihren Kopf an seine breite Brust.
"Wie schön es da ist, Danni,"murmelte er.
Mit beiden Armen hielt er sie umfangen, als ob er sie nie und nimmer mehr hergeben wollte.
"Stefan, küß' mich, "flüsterte sie mit geschlossenen Augen sehnsuchtsvoll.
Er beugte sich über sie und küßte sie unendlich zärtlich.
"Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt, Danni, mein Lieb, mein Glück!"
"Stefan!" Sie setzte sich auf und strich ihm zart über das Gesicht.
"Mein Stefan, ich liebe dich genauso wie du mich, und das ist wunderbar, mein Lieber."
"Ja, es ist wunderbar, es ist die Erfüllung, es ist etwas Göttliches! Danni, was kann uns trennen? Nur der Tod!"
"Ja, Stefan, aber sprich jetzt nicht vom Sterben. Für uns hat das Leben doch noch soviele glückliche und -wahrscheinlich- auch traurige Momente, die wir aber gemeinsam erleben wollen! Stefan.." Sie sah ihn eindringlich an,"Stefan, verlaß' mich bitte niemals, bleib' immer bei mir, das bitte ich dich!"
"Aber Danni - du weißt doch, ich hab' dich lieb, ich kann nicht ohne dich und deiner Liebe mehr sein."
Er drückte ihren Kopf wieder sanft auf seine Brust.
Lange saßen sie so versunken, nur mit sich und ihrer Liebe allein.
Es brach die Dunkelheit ein, als sie sich trennten.
Stefan hatte einen weiten Weg vor sich, er hatte sich von einem Freund das Auto ausgeborgt.
Mit dem Versprechen, sich am nächsten Tag wieder zu
sehen, schieden sie auseinander.
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Fortsetzung folgt
"Was ist los mit dir, Baby? Warum meldest du dich nicht mehr bei mir, hey?!"
Stefan runzelte die Stirne.
Stimmt, Gina hatte er total vergessen!
"Mein Herz weint, Darling! Es ist so jung und gehört auf eeewig dir, Bab! Ich vermiß dich doch soooooo...küß' mich, komm' zu mir, honey!" "Für dich soll es mir leid tun, Gina, aber es muß zwischen uns aus sein - es ist aus!"
"Du hast wiedermal eine dazwischen, ist es so?" "Nicht nur dazwischen, Gina, eine für immer!"
"Und du bildest dir ein, ich liesse dich so ohne weiteres ziehen und du könntest mich abschieben, einfach so?!"
Ihre Stimme wurde messerscharf, als sie fortfuhr:"Nein, Bürschchen, so leicht sollst du es mit Ginagirl nicht haben! Erst hieß es Gina-her, Gina-hin und nun Gina-go! Nein,"sie lachte hysterisch und schrill auf,"bei mir nicht...! Was bildest du dir bloß ein? Glaubst du wirklich, ich ginge adieu, nur wegen so einer grünen Pute, die ja  zu bedauern ist?! Hast du von der genug, kommt die nächste dran, hm? So seid ihr Männer doch alle. Ich weiß, daß ich recht habe, ich habe es schon oft genug erlebt, das kannst du mir glauben! Aber nun ist Schluß damit - Schluß, hast du kapiert, du jämmerlicher Waschlappen?!"
"Ich glaube, wir reden in verschiedenen Sprachen. Hast du denn keinen Stolz, Gina?"
"Ich hab' kein bißchen Stolz, sagst du?! Das nimmst du zurück, auf der Stelle, du...du...."
"Gar nichts werde ich!" schrie Stefan erbost zurück.
"Ich will dich nur warnen, Bab,"sagte Gina und ihre Stimme klang auf einmal gefährlich ruhig, beinahe schmeichlerisch,"so wahr ich Gina heiße und die Erde sich dreht, erfahre ich, wer dieses Weibsstück, welchen himmelblauen Augen und welchem Kirschmund und betörenden Lachen du auf den Leim gegangen bist, my Darling, darauf kannst du Gift nehmen!"
"Bestimmt werde ich das nicht tun!"rief Stefan und warf den Hörer auf die Gabel.
"Nana, nicht so stürmisch, junger Freund,"brummte der Chef und klopfte seinem tüchtigsten Mitarbeiter auf die Schulter.
"Ach, die spinnt ja, die ist total überdreht, diese...."
"Ihre kleine Freundin etwa?" kam es ungläubig von den Lippen Herrn Auers.
"Danni...aber nein, Danni doch nicht,"murmelte Stefan und ein zärtliches Lächeln umspielte seinen herben Mund.
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Danni lag in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen.
Die Geschehnisse des vergangenen Tages wollten nicht aus ihrem Kopf.
Freundlich und liebenswürdig war sie von dem alten Ehepaar Rainer begrüßt worden, die das Gut mit einigen anderen Angestellten verwalteten.
Rangau war ein großer Besitz, hauptsächlich von Wäldern umgeben, die auch Rudolf Martell gehörten.
Auf Rangau stand neben dem Guthaus unweit das kleine Lustschlößchen Rangau, welches so verspielt wie aus einem Märchenbuch entronnen aussah und im 18.Jahrhundert erbaut worden war.
Ganz in weiß gehalten und gepflegt bot es einen wunderschönen Anblick.
So schön ist es hier, dachte Danni, wenn Stefan hier wäre, wäre ich so glücklich!
Aber dazu müßte ein Wunder geschehen!
'Oh Stefan, ich denke nur an dich - ich soll dich vergessen? Und wäre ich millionen Kilometer von dir entfernt, mein Herz wird dem Deinen immer nahe sein, nie könnte ich dich vergessen, denn ich liebe dich, Stefan!'
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Fortsetzung folgt
"Du sagst es ihr ohnedies, nicht wahr?! Ich kann mir dieses sentimentale Getue nicht länger ansehen. Adieu!"
Sie verließ auf ihren hohen Bleistiftabsätzen mit wiegenden Hüften den Raum, dicht gefolgt von ihrem
Pekinesen Susi.
"Was...was sollst du mir sagen, Papa?" fragte Danni bang und sah den Vater ängstlich an.
Das Herz klopfte ihr nun wie wild, sie spürte etwas Schlimmes auf sich zukommen.
Rudolf Martell stand langsam auf und stellte sich vor Danni.
"Du wirst für unbestimmte Zeit verreisen, mein Kind! Es war nicht recht, daß du deiner Mutter
nicht gehorcht hast, sie wollte nur dein Bestes. Auf Schloß Rangau wirst du diesen Kerl vergessen,
du wirst sehen, es wird dir nicht schwer fallen. Deine Mutter und ich haben schon einen jungen Mann
ins Auge gefaßt, der seit der letzten Party nur darauf wartet, von dir erhört zu werden.
Den Namen brauche ich dir wohl nicht zu verraten. Wir wünschen eine baldige Verlobung und dazu
mußt du diesen Burschen vergessen, verstehst du nun?!"
Daniela hatte sich ebenfalls erhoben. "Papa,"kam es tonlos von den blaßen Lippen.
"Einmal wirst du erkennen, daß wir es im Grunde gut mit dir gemeint haben, mein Kind.
Jetzt versprichst du mir, daß du niemanden erzählen wirst, wohin du morgen früh fährst!
Es weiß keiner davon außer Mama und mir. Also...."
"Ich...ich verspreche es,"murmelte Danni leise und wandte sich ab.
"Auf Wiedersehen, Daniela," sprach der Vater und seine Stimme hatte alle Härte verloren.
Noch einmal drehte sich das junge Mädchen um.
In ihrem Blick lag Verachtung, Traurigkeit, grenzenlose Bitter- und Einsamkeit.
"Auf Wiedersehen, Papa...,"flüsterte sie mit tonloser Stimme und schritt dann langsam
die Treppe empor.
'Glaubst du, daß du besser bist als deine Frau? Vater wie Mutter - ihr paßt blendend zusammen!'
Ein verächtliches Lächeln war um Dannis Lippen, als sie wenig später ihr Zimmer betrat.
Konnte sie denn ahnen, daß unten in der Halle ein Vater stand, dem Tränen in den Augen
standen und der mit seinen Gefühlen kämpfte?
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Schweigend saß Daniela Martell im Fond des luxuriösen Wagens, welcher einer von vielen
von Rudolf Martell war.
Sie interessierte sich nicht für die reizende Landschaft, die an ihrem Fenster vorbeisauste und aus
dem das junge Mädchen gesitesabwesend starrte.
Der Chauffeur hatte schon längst aufgegeben, sich zu wundern.
"Merk' dir eins, Daniela, "hatte der Vater ihr beim Abschied gesagt,"keiner kennt deinen
Aufenthaltsort, außer wir und Herr Gaston, unser Chauffeur, und jenen interessiert das gar nicht,
denn er kennt die Zusammenhänge nicht. Versuche ja nicht, irgendwie in Kontakt mit diesem Stefan
oder sonst jemanden zu treten. Magda und Johannes vom Schloß wissen Bescheid. Also..." Er hatte sie für einen Augenblick an sich gedrückt,"du bist im Bilde, ja? Und wenn du zurückkommst, bist du geheilt
von Stefan Richter. Dann wird dein Herz offen sein für den Mann, welchen wir dir erwählt haben -
ich meine Baron Sanders! Fahre mit Gott, liebes Kind!"
Die Mutter hatte ihr gelangweilt die Hand gedrückt und "Lebe wohl" gemurmelt.
Und jetzt saß Danni in weichen Polstern, doch ihr war so schwer zumute.
'Stefan, Stefan, wie kann ich dich jemals vergessen...aber ich mußte meinen Eltern versprechen,
niemanden zu sagen, wohin ich flüchte .. flüchten muß vor dir, mein Lieber! Ich soll die Stunden
mit dir vergessen, dein Lächeln, deine Stimme, deine Augen, in denen ich lesen konnte wie in einem
offenen Buch. Deine Küsse, deine Liebe....."
Sie drehte ihren Kopf zum Frontfenster und lächelte.
'Stefan, dort, weit hinten, wo ich zu Hause bin...Stefan, mein Herz habe ich zurück gelassen....'

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Fortsetzung folgt

Donnerstag, 10. September 2009

"Daniela!!"
Das junge Mädchen zuckte zusammen.
'Um Himmels willen, die Eltern scheinen einen Tag früher nach Hause gekommen zu sein....!!!!!'dachte sie
sich voller Schrecken.
"Ja, ich komme schon!"
Der Vater saß in einem der bequemen Fauteuils. Er hatte einen Schlafrock aus weinroter Seide an, der seine
schlanke sportliche Figur betonte. Das graumellierte gewellte Haar war zurückgekämmt und gab dem
markanten Männergesicht eine gewisse Strenge, welche sonst nicht da wäre.
Im Mund hatte er seine geliebte Pfeife und in der Hand hielt er eine Zeitung.
Er war mit seinen fünfundvierzig Jahren ein gutaussehender Mann, dem die Frauen nachliefen und umschwärmten, der aber keine erhörte, obwohl er nicht glücklich in seiner Ehe mit Tina war, welche acht Jahre jünger als ihr Gatte war.
Diese setzte sich soeben in einen Fauteuil neben dem ihres Mannes und schlug die wohlgeformten Beine übereinander. Sie griff lässig in das goldene Zigarettenetui und nahm sich eine Zigarette heraus.
"Würdest Du so freundlich sein und mir die Zigarette anzünden, Liebster?" fragte sie maliziös und leicht tadelnd und lächelte dabei etwas überspannt. Herr Martell kam ihrem Wunsche nach, nickte seiner Tochter kurz zu und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
"Und da ist ja meine Tochter,"spöttelte Tina. "Sie ist auch meine Tochter,"kam es hinter der Zeitung
brummig hervor. "Verzeih mir noch mal, Darling,"flötete Frau Martell und wandte sich ihrer Tochter zu.
"Warum setzt du dich nicht? Du wirst es nötig haben, glaube ich!"
Danni wurde blaß und setzte sich.
"Was fällt dir eigentlich ein, meinem Wunsche, meinem Verbot nicht nachzukommen und dich einfach mit diesem hergelaufenen Kerl zu treffen? Da staunst du, nicht? Nein, nein, Lotte hat dich nicht verraten. Es gibt auch andere Mittel, soetwas herauszubekommen oder glaubst du, ich wäre auf den Kopf gefallen?!!!"
Danni preßte die Handflächen aneinander.
"Glaubst du, wir können es zulassen, daß du einen Hilfsarbeiter heiratest? Wie stellst du dir bloß deine
Zukunft vor? Glaubst du nicht, diese vorübergehende Schwärmerei, die jedes Mädchen in deinem Alter hat, würde euch ernähren??!"
Die Tochte setzte sich kerzengerade hin. Sie spürte, wie ihr heiß und kalt wurde.
"Wir lieben uns, Mama," sagte sie fest.
"Ha, das sagt sich so schnell!! Das, was du für Liebe hältst ist im Grunde nichts als Schwärmerei, das
habe ich auch durchgemacht!"kam es höhnisch von den roten Lippen.
"Was hältst du also von deiner Zukunft?!" "Ich weiß es nicht...." "Was - du weißt es nicht? Du weißt es nicht einmal?!"erklang da die Stimme der Mutter schrill. "Ist dir eigentlich klar, daß dein Vater und ich - daß wir dich enterben müssen, wenn du diesen hergelaufenen stinkigen Arbeiter heiratest? Was für ein Skandal!!!! Nein, daß ich sowas erleben muß! Und ich habe mir immer eingebildet, du hättest einen Stolz, aber da war ich wohl im Irrtum!!"
Daniela biß die Zähne aufeinander.
'Heiraten, den Menschen, den man am meisten liebt, für den man eher stirbt, als ihn ohne weiteres
aufzugeben, für immer mit ihm zusammensein, teilen Freud' und Leid, der einen doch so lieb hat, wie nichts
auf dieser Welt - mein Stefan,'dachte das junge Mädchen flammend und innig zugleich. 'Nur nicht weinen jetzt, nur das nicht, nicht jetzt, nicht vor diesen Menschen, die sich meine Eltern nennen und keine Ahnung von wahrer Liebe haben,'hämmerte sie sich ein.
"Hörst du mir eigentlich zu? Ich strapaziere meine arme, ohnedies angegriffene Stimme und du hörst mir nicht einmal zu. Eine Frechheit sondergleichen ist...."
"Jetzt reicht's mir aber, Tina!" erboste sich nun der Vater und hieb mit voller Wucht die Faust auf die Tischplatte, daß der Aschenbecher ein Stück weiter rückte.
Tina Martell, der es für einen Augenblick die Sprache verschlagen hatte, empörte sich:"Aber ... aber Rudolf, was soll das..." "Meine Liebe, du erregst dich immer zu sehr, das schadet deinen Nerven. Daniela, deine Mutter hat im Grunde genommen recht. Du wirst einmal ein riesiges Vermögen erben, Kind, und unser Werk braucht einen würdigen Nachfolger, einen standesgemäßen Verteter und zukünftigen Ehemann von dir."
Der Vater strich sich nachdenklich über seinen Vollbart, dann sprach er weiter:" Ich werde nicht ewig leben und du mußt an die Tradition und an das, was du unserer Familie schuldig bist, denken, nicht an dich und schon gar nicht an diesen Stefan Laß' es als ein Abenteuer, als eine Lehre an dir vorüber gehen, das ist das einzig Vernünftige, mein Kind. Hm, vielleicht hast du dich wirklich in ihn verliebt, er sieht aber doch nur auf dein Geld!"
Daniela sprang empört auf. "Papa!"
"Setz dich wieder hin - so, und nun höre mir weiter zu. Es ist nicht immer angebracht, der Vernunft zu folgen, aber in deinem Fall ist es sogar -sagen wir- notwendig. Denk doch mal darüber nach und du wirst mir recht geben!" Der Vater stand auf und setzte sich auf die Armlehne von Danielas Fauteuil.
"Mädchen, glaub' mir, ich versteh' dich gut," murmelte er und fügte mit einem Blick auf das gelangweilte Gesicht seiner schönen Gattin hinzu:"Ich verstehe dich nur zu gut!"
Da preßte Danni die Fäuste voll innerer Qual auf ihren Mund, doch die Tränen, die ihr nun über die Wangen liefen, konnte sie nicht verhindern.
Es kam ihr vor, als hörte sie Stefans Stimme unendlich weit von ihr entfernt sagen:'Nicht weinen, kleine Danni, ich will keine Tränen sehen, Liebes!' "Hilf mir, Stefan, hilf mir,"kam es da ungewollt über die bebenden Lippen.
"So ein Theater," murmelte Tina Martell verächtlich und erhob sich.
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Fortsetzung folgt
Man hatte eine feine Jause und als der Tisch davon abgeräumt war und sie gemütlich bei
einem Glas Wein saßen, meinte Frau Richter: "Ich wünsche Euch alles Glück auf der
Erde, meine Kinder! Ihr paßt so gut zueinander und ich bin so glücklich, wie selten in
letzter Zeit!"
"Mum, ich bin so froh, in Dir eine Mutter gefunden zu haben,"flüsterte Daniela und Stefan
erzählte von dem Verbot, was Frau Martell erteilt hatte.
"Armes Kind,"murmelte Frau Richter und streichelte über Dannis Haar,"diese Lotte....nehmt sie
doch das nächste Mal mit, ich möchte sie gerne kennenlernen. Sie scheint der einzige Mensch
zu sein, der dich im Hause Martell wirklich gerne hat, Danni! Aber du sollst hier in dieser
Wohnung ein Zuhause finden." "Danke, Mum, danke, tausend Dank, ich hab' dich doch schon
so lieb wie eine Mutter!"sprach Danni gerührt und Tränen schimmerten in ihren großen Augen.
"Ich liebe dich auch wie eine Tochter. Es wäre so schön, wenn Ihr ein Paar für immer seid und mir
mal ein Enkelkind schenken würdet."
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"Morgen kommen sie zurück, Stefan,"murmelte Danni, als sie wenige Tage später nach einem
Rendevouz nach Hause gingen.
"Oh, mein Lieb, wann werden wir uns wiedersehen?"kam es bang von ihren Lippen.
Sie schlenderten den alten Donauweg entlang, den sie, außer dem Franzens-Park, zu ihrem
Lieblingsplatzerl erkoren hatten.
"Denk' nicht das Ärgste, mein Engel, es wird sich finden. Ich würde dir so gerne helfen."
"Das kannst du nicht, Stefan, das muß ich alleine durchstehen, aber wenn du in Gedanken
bei mir weilst, wird es vielleicht leichter!" "Ich will dich nicht alleine lassen, Danni!
Ja, ich bin an allem schuld, hätte ich dich an jenem Abend nicht aufgehalten, wäre...."
"So mach dir doch keine unnötigen Vorwürfe, Lieber, es hat so kommen müssen.
Es war die schönste Nacht in meinem Leben und ich möchte keinen Augenblick davon
missen!" "Ich möchte dich noch glücklicher machen, Liebling, an einem Abend...."
"Wie...Stefan, nicht, damit hat es noch Zeit,"flüsterte sie errötend und senkte die Lider.
Er nahm sie fest in die Arme und küßte sie lange.
"Wenn du meinst, ich wollte dich nicht erschrecken, Liebes, nicht in den Glauben
versetzen, daß es mir nur darum ginge, du weißt, daß es nicht so ist, Liebes!"
"Ja, ich weiß, und es ist wunderschön, daß du mich liebst, das macht mich so wunderbar glücklich!"
Es wurde dann noch ein langer leidenschaftlicher Abschied vor der Villa Martell.
"Bis bald, Stefan!"rief Danni und lief die Treppen hoch......
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Fortsetzung folgt

Mittwoch, 9. September 2009

"Noch ein Stockwerk, Stefan?"fragte Danni außer Atem.
"Aber Mädchen, so jung und schon ohne Kondition! Da muß noch
was unternommen werden,"meinte Stefan und sah sie lächelnd an.
Endlich waren sie vor der Türe Nummer 40 angekommen.
Stefan öffnete diese und trat in die Diele.
"Komm'  Danni,"flüsterte er auffordernd.
Das Mädchen hielt einen riesigen Blumenstrauß im Arm.
Den hatte sie eigens im Garten gepflückt, da Stefan ihr erzählt
hatte, daß seine Mutter einfache Blumen am liebsten hatte.
"Mum!"rief er.
"Ich komm' schon, Junge,"hörte Danni eine gutmütige Stimme
und eine rundliche kleine Frau kam ihnen freundlich entgegen.
"Ah, da ist sie ja, die kleine Danni!"rief sie und nahm das junge 
Mädchen spontan in die Arme.
"Du hast doch nichts dagegen, daß ich dich duze?"
"Nein, Frau Richter."
"Frau Richter...Frau Richter, wie hört sich das an?
Du bist als meine Tochter herzlich willkommen und so
heiße ich für dich Mum, wie für meinen Sohn!"
"Gott sei Dank bin ich in Wirklichkeit nicht dein Bruder,
Danni,"scherzte Stefan frech grinsend.
Sie wurde rot und reichte schnell Frau Richter die Blumen.
"Jetzt sind sie ein wenig zerdrückt,....Mum,"entschuldigte sie sich.
"Das macht nichts, mein Kind! Kommt, der Kaffee und der
Guglhupf, sie warten nur darauf, verschmaust zu werden!"
Danni trat in das einfache Zimmer.
Solche Räume war sie nicht gewohnt, sondern nur feudale
mit kostbaren Inventar, aber dieses hier strahlte soviel Wärme aus,
was sie als ungewohnt empfand.
Stefan hatte den Blick bemerkt und meinte traurig:"Ich weiß, bei dir sieht
es anders aus, Daniela!"
"Aber Stefan,"tadelte sie und schüttelte lächelnd den Kopf.
Sie ging auf ihn zu und legte ihre Hände auf seine breite Brust:
"Es ist hier tausendmal schöner, als es in einem Märchenschloß wäre.
Wirklich! Es ist so....so voller Wärme und urgemütlich, es strahlt
soviel Persönlichkeit und guten Geschmack aus. Steff, glaubst du
mir das etwa nicht?"
"Aber ja, mein Lieb! Verzeih mir, daß ich kurz dachte, es wäre anders."
Er drückte sie kurz an sich, dann setzten sie sich zu Frau Richter, die
lächelnd fragte:"Na, geeinigt?""Ja, Mum,"bestätigte Stefan nickend.
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Fortsetzung folgt

Dienstag, 8. September 2009

Philipp und Elsie hatten eine Woche Urlaub, nur Lotte war
im Haus. So lief auch die ältere Frau zur Türe,
als es läutete.
Aber dort stand bereits Danni mit einem eigenartigen
Lächeln und drückte auf den Knopf,
damit sich das Eingangstor öffnete.
"Lotte? Wir bekommen nun einen Gast.
Tue nicht meckern, ja?
Es ist...der gewisse Stefan."
"Aber Daniela, wie können sie nur?"
"Wie ich kann? Das wirst du gleich merken, Lotte!"
Es klopfte.
"Komm' nur herein, Stefan!"
Dieser öffnete zögernd die Türe, doch als er
Daniela sah, trat er rasch zu ihr und nahm sie in
die Arme.
Lange küßten sie sich und vergaßen beinahe 
Lotte, die sich etwas verlegen räusperte und damit
bemerkbar machte.
"Ah, Lotte, dich vergaß ich ja ganz. Siehst du,
küssen ist kein Verbot für uns! Das ist der ominöse Stefan, Lotte,
und Stefan, das ist Lotte, meine gute Seele!"stellte Danni vor und
der junge Mann reichte der sprachlosen Frau Lotte mit einer
angedeuteten Verbeugung die Hand.
"Richter."
"So, nachdem wir das hinter uns haben....kommt, wir gehen
ins Wohnzimmer!"
Danni ließ den beiden den Vortritt und als alle Platz genommen
hatten, meinte sie:"So, Lotte, und nun möchte ich dein Urteil hören.
Was denkst du über Stefan? Sei ehrlich. Frau Martell ist
nicht in der Nähe, es kann dir nichts passieren!"
"Ich...ich weiß nicht...sie sind sehr nett, Herr Richter, was ich bis
jetzt feststellen konnte. Aber mir dürfen sie es nicht
anrechnen, wenn ich so streng auf Danni aufpassen muß!"
Die einfache Frau wand sich vor Verlegenheit.
Sie mochte diesen jungen Mann und war nun zwischen
Auftrag und Gefühl hin- und hergerissen.
"Lotte, du weißt, was wir wollen, nicht?"
"Sicher weiß ich das, Kind, schließlich war ich 
auch mal jung und verliebt, jajaja...,"murmelte diese
und sah träumerisch in ungeahnte Fernen.
"Lotte,"holte sie Danni aus dem Land der
Vergangenheit.
"Sie können auf mich zählen, Danni."
Sie sah zu Stefan, der aufgestanden war
und ihr stumm die Hand drückte.
"Nie sollen sie es bereuen, Frau Lotte!"sprach er dann.
"Ach, mein lieber junger Mann, mit diesem Mädchen habe ich schon
ganz andere Sachen aufgeführt, was ihre Eltern niemals
erfahren dürfen.
Sie ist ja so arm - gewesen, denn nun hat sie ja sie!
Seien sie jaaaa lieb zu ihr, Stefan - so darf ich sie doch nennen,
nicht wahr?"
"Selbstverständlich, Frau Lotte. Es freut mich,
einen so wertvollen und gutherzigen Menschen an unserer
Seite zu wissen!"
"So, und nun wollen wir mal Kaffee trinken!"
Lotte stand auf .
"Sie bleiben hier, Danni, ich brauche sie nicht!
Sie haben hier ohnedies eine Vollbeschäftigung,
die ihnen bestimmt mehr liegt!"rief sie und lachte
verschmitzt und schloß die Türe und ging zur Küche.
Sie ließ zwei glückliche junge Menschen im Zimmer zurück.
Es wurde noch ein sehr gemütlicher Abend, Lotte
und Stefan hatten Freundschaft geschlossen.
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Fortsetzung folgt

Montag, 7. September 2009

"Möglich ist das schon, Steff, denn die Party ist leider
schon zu Ende! Siehst du, kein Auto steht mehr hier in
der Nähe!
Die Nachbarn haben ihre in der Garage.
Ja, leider! Meine Eltern werde mich wohl einiges fragen,
ich werde ihnen die Wahrheit sagen......"
"Daniela, ich wollte nicht...."
"Es hatte so sein sollen. Fragt die Liebe einen Menschen,
ob er will, wie er aussieht, der, den er zu lieben hat,
ob er reich oder arm ist, was für eine Hautfarbe er hat oder welcher
Religion er angehört?! Nein. Und, siehst du, Steff, uns
hat auch niemand gefragt. Es ist so! Zuerst hab' ich eine 
Riesenwut auf dich gehabt, doch im Grunde hab' ich dich gleich
geliebt, als du zu mir gesagt hast:'Ah, endlich was unterm Hintern!'
Ich kann nicht verstehen, wie ich mich überhaupt in dich verlieben 
konnte,"überlegte sie schelmisch lächelnd und schüttelte
ungläubig den Kopf.
"Danni....."Ein kleiner Vorwurf war nicht zu überhören.
"Pardon, ich wollte den gnädigen Herrn nicht zu Nahe treten....Stefan, ich muß..."
"Ja, Danni, es ist schon sehr spät."
Er zog sie an sich und sie standen engumschlungen.
"Ich rufe dich morgen - heute -an, Danni,"murmelte Stefan und küßte sie
ein letztes Mal leidenschaftlich.
Seine Hände wühlten in ihrem langen Haar.
"Träum' von mir, mein Mädchen!"flüsterte er zärtlich.
Langsam öffnete Danni das Tor und schritt die Stiegen empor.
Es fiel auch ihr sehr schwer,sich von dem geliebten
Mann zu trennen.
"Danni!"rief er unten und sie wandte sich noch einmal um.
"Ja?"
"Danni, ich liebe dich, vergiß das nicht!"
"Ich lieb' dich auch, Stefan!" antwortete sie und
schickte ihm eine Kußhand zu.
Als die Haustüre ins Schloß gefallen war, drehte er sich um
und schritt gedankenversunken nach Hause, wo bereits 
seine Mutter wartete.
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Als Danni die Türe leise hinter sich schloß, bekam sie
doch eine gewisse Angst.
Vorsichtig spähte sie auf ihre Armbanduhr.
Es war viele Minuten nach zwölf.
"Wo bist du gewesen, Daniela?"
Erschrocken zuckte das junge Mädchen zusammen.
Frau Martell schritt langsam, aber wirkungsvoll, die
Treppe hinunter.
Sie trug einen fließenden bodenlangen Morgenmantel,
die rotblonden Haare fielen ihr über die Schultern,
Sie hob die Augenbrauen.
"Du hast wohl die Sprache verloren?"
Kalt und schneidend klang die dunkle Frauenstimme.
Danni ging ihr entgegen, stieg die paar Stufen zu hoch.
und sah ihr fest in die Augen.
"Ich bin ausgegangen, Mama!"
"Du warst aus? Wie konntest du mich nur anlügen,
dir wäre schlecht!?"
"Ich hatte keine andere Wahl."
"Allein...warst du aus?"fragte die schöne Frau lauernd.
"Mit einem jungen Mann, Mama,"
"Soso. Mit einem jungen Mann, mit irgendeinem Mann,
mit einem dahergelaufenen Stallburschen oder 
einem Straßenkehrer...!Du bist aber nicht irgendwer,
Daniela!"
"Mama, es ist mir egal, was du über mich sagst, 
aber schimpfe nicht über Stefan...!"
"Stefan, also so heißt dieses Individium, deine zarte Seite.
Verzeih, wenn ich sie verletzt habe, Kind,"spottete
Tina Martell und fuhr dann fort:"Wir reden
demnächst weiter darüber. Ich habe keine Lust,
mich hier mit dir um Mitternacht im Stiegenhaus zu
streiten.
Irgendwann werde ich schon Zeit haben. Leider fahre ich morgen
nach München. Aber wenn ich zurückkomme, werden wir eine
ernsthafte Unterredung haben. Papa fährt mit mir, aber ich
werde Lotte beauftragen, dich nicht aus den Augen zu lassen,
bis ich zurück bin.
Jedes Treffen mit diesem Kerl wird ab sofort unterlassen,
hast du verstanden?!!"
"Verstanden, ja, Mama, aber du solltest mich soweit kennen, daß....
Es wäre schon an der Zeit, daß du einsiehst, daß ich kein
Kind mehr bin! Adieu, schöne Reise!"
Daniela warf trotzig den Kopf in den Nacken und lief an der
Mutter, welche sie noch aufhalten wollte, vorbei die Treppe hoch.
Den Blick, den Frau Martell ihrer Tochter nachschickte,
spürte sie wie brennend in ihrem Rücken.
Sie war froh, daß sie ihrer Mutter fürs Erste entronnen war
und wunderte sich über den Schneid', den sie beim Kontern
an den Tag gelegt hatte.
Ach, Lotte würde sie schon herumkriegen!
In ihrem Zimmer angelangt, warf sie sich auf ihr Bett.
'Jeden anderen Tag hätte ich mich sehr gekränkt.
Oh Stefan, aber heute nicht - heute bin ich glücklich!
Denn du liebst mich, oh Stefan, und ich liebe dich!
Nichts auf der Welt kann uns trennen, nein, nichts!
Ich liebe dich ja sosehr, geliebter Stefan, sosehr.....!'
Jetzt liefen ihr doch Tränen über das Gesicht, aber es
waren Tränen des Glücks.
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Es war um die Mittagszeit des nächsten Tages, als Stefan Richter
seine Daniela anrief.
Sie saß auf dem Bett in ihrem Zimmer.
"Stefan, meine Eltern sind seit heute verreist...du,
man hat mir verboten, mich mit dir zu treffen, Steff....
Lotte ist beauftragt, mich nicht aus den Augen zu
lassen, Lieber, ich sehne mich aber so nach dir!"
"Kannst du die Lotte nicht um den Finger wickeln, Kleines?
Oder weißt du was?
Ich helfe dir dabei! Ich komme nach Dienstschluß zu dir!
Ich werde mit Lotte reden. Vielleicht denkt sie
ganz vernünftig! Werde gegen halb sechs Uhr bei
dir sein, Schatz!"
"Oh Stefan, das ist eine gute Idee. Ich wollte dich nicht
darum bitten, denn..."
"Na, warum denn nicht, hm?"
"Ich ...ich....traute mich nicht, weil ich dachte....
ich dachte...nunja..."
"Ich sei zu feig, nicht wahr?"
"Ja, Stefan,"gestand sie kleinlaut.
"Sei mir nicht böse, ich dachte daß du auch
so wie viele Männer bist...wenn's ernst und brenzlich wird, 
dann kommen sie erst gar nicht auf diese Idee....."
"Ich werde dich vom Gegenteil überzeugen, schließlch
muß ich doch mein angegriffenes Geschlecht verteidigen, Liebes!"
"Ja, komm', komm' bald, ich erwarte dich schon sosehr!"
"Und ich sehne mich nach dir! Mach' dir keine Sorgen, es wird
alles gut!Danni?" "Ja?"
"Ich liebe dich, mein Engel!"
"Ich dich auch, Stefan!"
Sie schickten sich noch Küße durch den Draht, dann legten
sie auf.
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Fortsetzung folgt

Samstag, 5. September 2009

Nur selten setzten sie einen Tanz aus, sie tanzten und tanzten
in dieser lauen mondhellen Nacht.
Und vergaßen -beinah- ganz die Zeit.
Ach, es war so wunderschön, so dicht miteinander
zu tanzen, den anderen zu spüren, mit ihm eins werden
im Klang der Melodien.
Doch der Zeiger der Uhr rückte unerbittlich weiter.
Es wurde neun, zehn und schließlich elf Uhr.
Daniela, die zufällig auf ihre kleine goldene Armbanduhr sah,
traute ihren Augen nicht.
Erschrocken rief sie:"Stefan, es ist schon elf Uhr, meine Güte, 
elf Uhr! Ich muß ....es ist höchste Eisenbahn!"
"Kellner, zahlen!" rief Stefan spontan.
Schweigend verließen sie wenig später das Lokal.
Beide wären noch so gerne geblieben.
Aber auch so schöne Stunden müssen vergehen und man findet 
sich plötzlich wieder in einer Welt, die anders ist.
Die Wirklichkeit holt einen ein.....
"Danni?"
"Ja?"
"Hat es ihnen gefallen?"fragte Stefan.
"Danke, Stefan, vielen Dank, es hat mir sehr gefallen.
Es war wunderbar!"antwortete sie lächelnd.
"Hätten sie noch ein paar Minuten Zeit?"
"Eigentlich nicht, Stefan, leider...."
"Es wird nicht lange dauern, aber sie wissen doch gar
nichts von mir!"
"Ich weiß ihren Namen, Stefan."
"In dieser Sache ist mir nicht zu Scherzen zumut'!"
"Stefan,"kam es bittend.
"Danni - ich möchte ihnen doch nur etwas von mir erzählen.
Ist das denn so schlimm?"
"Stefan, sie verstehen mich nicht."
Sie blieb stehen und sah ihn ernsthaft an.
"Meine Eltern glauben mich zu Hause.
Ich habe ihnen gesagt, mir sei schlecht und ich ginge auf
mein Zimmer!"
"Dann machten sie eben einen Spaziergang, als ihnen nicht
besser wurde!"
"Drei Stunden - warum lügen, Stefan?"
Er war nun etwas verärgert und sah sie grollend an.
"Danni, so wenig bin ich ihnen wert?"
Er wandte ihr den Rücken zu.
Nein, sie sollte nicht sehen, daß dieser Gedanke
ihm weh tat.
'Trotziger Kerl,'dachte Danni.
"Gespielt haben sie mit mir, vom ersten AUgenblick an
war ich ihnen gleichgültig, war wohl nur Zeitvertreib.
Vielleicht sind sie nicht anders als die anderen
Mädchen,"murmelte er tonlos.
Es klang wie eine Anklage.
"Stefan,"warm und voller Zärtlichkeit klang
die leise Frauenstimme zu ihm hoch.
Eine kleine Hand legte sich auf seine Schulter.
"Bitte, Stefan, nicht böse sein!"
Er drehte sich zu ihr zu und blickte sie erstaunt an.
"Tränen, kleine Danni?"
"Ja, ja, Tränen, lieber, großer und ach so dummer Brummbär!"
Da legte er seinen Arm um ihre Schultern und
führte sie die Straße entlang, am Ende lag der Franzens-Park.
Schließlich blieben sie vor einer Bank stehen.
Stefan legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie ganz sacht an sich.
"Stefan,"kam es erstickt von ihren Lippen, dann fing
sie leise zu schluchzen an.
"Danni, liebe kleine Danni, ich will keine Tränen sehen,
warum denn weinen?"
Er hielt sie ein wenig  von sich und sah in ihre nassen Augen,
griff in seine Jackentasche und holte ein großes
Taschentuch hervor.
Vorsichtig trocknete er ihr die Tränen ab,
dann flüsterte er:
"Du! Mein liebes Mädchen! Ich bin so verliebt in dich!
Ich liebe dich doch, Danni!"
Waren es vorher Tränen, die in ihren großen Augen
standen, begannen sie nun zu strahlen.
"Stefan,"flüsterte sie, dann rief sie laut und glücklich:
"Stefan!!!!"
Sie umschlang seinen Hals und er küßte sie erst zart,
dann immer wilder, bis sie kaum mehr Luft bekam.
"Ich liebe dich auch, Steff, ja , ich liebe dich
auch so sehr!!!"stammelte sie immer wieder und er
streichelte zärtlich über ihre dunklen Locken.
Es war so, wie sie es sich immer erträumt hatte.
Später zog er sie auf die Bank, legte zärtlich den Arm um sie
und begann zu erzählen:
"Mein Vater war in einer Fabrik Schichtführer.
Er hat es sein Leben lang nicht weit gebracht.
Er war zu ehrlich, sehr fleißig und mein großes Vorbild.
Bis er...bis er vor zwei Jahren an Lungenentzündung starb.
Ich hatte damals gerade mein Abitur gemacht.
Jedoch, als er gestorben war, fehlte mir die
feste Hand.
Nur mehr ab und zu hatte ich eine Stelle,
meine Mutter war sehr verzweifelt.
Die karge Rente, die sie bekommt, reichte nicht aus und
immer wieder bat sie mich inständigst, doch arbeiten
zu gehen. Ich wollte davon nichts hören."
Er machte eine kurze Pause und zog das junge
Mädchennoch fester zu sich heran, hauchte
ihr einen zarten Kuß auf die Stirne und
erzählte weiter:"Ich wurde ein Mädchenverführer
mit allem Drum und Dran, ein Taugenichts und
ein Trunkenbold, die Leute schimpften über mich
und ich muß gesteh'n, nicht zu Unrecht.
Ich log und stahl sogar - nur einer gegenüber konnte
ich mich nicht so saumäßig benehmen: Zu meiner Mum!
Sie war bis vor kurzem alles, was ich liebte.
Dann kamst Du, mein Lieb'......."
"Stefan,"flüsterte sie und küßte ihn zärtlich auf die Wange.
"Ich liebe dich und ich weiß, ich bin dich gar nicht wert.
Du bist nun mein Alles, mein gutes Leben!
Gäbe es dich nicht, ich führte heute noch dieses
Hundeleben - aber nun hab' ich eine Stelle, ein Mädchen, das mich ....
du hast mich doch lieb, gelt?"fragte er und sah sie
treuherzig an.
"Ja, ich liebe dich, Stefan, wahrhaftig und auch du bist mein Leben.
Hab'...hab' ich doch nie...nie Liebe empfangen, Stefan!
Nur Lore war die einzige, die mir manchmal zuhörte.
Lore ist unsere Köchin, weißt du und zu ihr bin ich
geflüchtet, wenn mich eine der Erzieherinnen geschlagen hat!"
"Kleines!"
Er küßte sie so, als ob er sie dadurch überzeugen wollte,
daß es ab nun anders war.
"Meine Eltern...."
"Ich weiß,"seufzte Stefan und sein Blick wurde einen
Moment hart,"wer kennt nicht die reichen Martells?
Die als herzlos, geizig, egoistisch und sehr stolz
verrufen sind!"
"ja, das...das ist die Wahrheit über sie!"
Danni erhob sich langsam und reichte ihm die Hand.
"Ho-ruck!"rief sie und zog ihn hoch.
Engumschlungen gingen sie zur Villa Martell.
Es dauerte eine Weile, denn sie blieben immer wieder
stehen und küßten sich.
"Wie alt ist meine Danni eigentlich?"fragte er, als er ihr
zärtlich das wirre Haar von der Stirn strich.
"Siebzehn wird deine Danni, Stefan,"antwortete sie schmunzelnd.
"Ich könnt'  beinah deine Tochter sein, Lieber!"fügte sie
scherzend hinzu.
"Wirst Du nun wegen mir Schwierigkeiten bekommen, Liebes?"
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Fortsetzung folgt